Eigentlich ist literaturkritik.de ja eine seriöse Rezensionsplattform. Aber was da ein →Herr Maik Söhler zu Titus Kellers „Aussortiert“ absondert…
„Den Übergang zu einem eher individualistischen Verständnis des literarischen Subjekts bildet Titus Kellers Krimi „Aussortiert“. Auch Keller ist ein Pseudonym, noch weiß man nicht, wer sich dahinter verbirgt, es soll aber ein bekannter deutscher Schriftsteller sein. Es ist ein interessantes Phänomen, dass sich derzeit immer mehr Schriftsteller ins Spannungsgewerbe begeben. Ist das jetzt die Literarisierung des Krimis als Antwort auf die in den letzten Jahren so oft beschriebene Kriminalisierung der Literatur?“
Spannungsgewerbe. Schriftsteller, die sich hineinbegeben. Krimis wurden bisher ja stets von Nichtschriftstellern verfasst, schon traurig. Es handelt sich übrigens um eine Sammelrezension von vier Romanen „zur Krise des kapitalistischen Subjekts“, und natürlich taucht auch der gute Herr Luhmann in der Rezi auf, die, was Keller anbetrifft, wie folgt endet:
„Denn wenn Keller eines zeigt, dann dass es weder ein Entkommen aus dem noch eine Nische im Kapitalismus gibt. Und diese Totalität prägt die Subjekte im Roman mehr als alles andere.“
Help. Noch ein Belegstück für die Genredebatte.
„Kellers Gesellschaftsbild ist präzise und ausdifferenziert“
Was bedeutet denn das ?
Das Keller eine soziologische Seminararbeit verfasst hat ?
Wie kann man denn heutzutage noch ein präzises Gesellschaftsbild haben, wenn es doch gar keine Gesellschaft, sondern wohl eher Gesellschaften gibt ?
Beste Grüße
bernd
Mir gefällt „Kriminalisierung der Literatur“ sehr, sehr gut. „Angeklagter, sie haben sich eines literarischen Verbrechens schuldig gemacht! 4 Jahre ohne Bewährung.“ Das wäre doch was für eine Gerichtsshow.
Oder: Wegen Pfusch am Satzbau drei Monate auf Bewährung. Missbrauch unschuldiger Metaphern und Bilder: Knast.
bye
dpr