Es war spät geworden.

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Nachdem Anobella noch eine Weile von einem afghanischen Imbiss aus dem Chaos in Smarfovjews Friseurladen zugeschaut hatte – Smarfovjew diskutierte das Verbrutzeln Anne Bellers mit einer Polizeistreife und musste schließlich dann in einen Streifenwagen einsteigen –, holte sie ein Fläschchen Wein und radelte zufrieden zu DPR.

DPR machte einen Satz nach links, als Anobella eine Flasche Wein schwenkend neben seinem Bildschirm auftauchte.
„Ich hasse das, Anobella!“
„Was jetzt genau?“ DPR hasste fast alles, was mit ihr, Anobella, zu tun hatte.

„Wenn du hier unvermutest auftauchst.“
„Unvermutet? Wir waren ver-ab-re-det!“
Anobella ließ den Korken knallen.
„Waren wir nicht! Gib mir endlich meinen Wohnungsschlüssel wieder!“
„Kommt gar nicht in Frage. Dann komme ich ja nie wieder rein. Hast du es schon gehört? Smarfovjew hat dieser Schlampe Anne Beller die Frisur verbrutzelt.“ Lachend goss Anobella zwei Gläser Wein ein und fläzte sich auf DPRs Sofa.
„Anne Beller?“ DPR betrachtete seinen Bildschirm. Gerade war eine Mail von Georg aufgepoppt, der wieder behauptete, dieser und jener Krimi sei aus diesem und jenem Grund nicht zu ertragen. Weil sie ja immer den gleichen Geschmack hätten und immer einer Meinung seien, besonders gegen Anobella.
„Sehe ich da meinen Namen in Georgs Mail?“, fragte Anobella, misstrauisch auf den Bildschirm spähend.
„I wo …! Es ist Georgs übliche Seelenverwandschaftsmail … “
„Die euch zusammenhalten lässt wie Pech und Schwefel.“ Anobella nippte an ihrem Wein. „Aber was kümmerts mich. Wenn man sich die ZEIT nimmt, sich mit euren Vorurteilen und windigen Postulaten auseinanderzusetzen – aber wer hätte die Zeit? – fallen eure Theorien wie Dings … wie da … wie Baiserirgendwas zusammen … jedenfalls hat diese läufige Hündin jetzt eine Glatze.“
„Welche läufige Hündin?“
„Anne Beller!“
Erneut riet DPR herum, wer das sein könnte.
„Herrgott, Wickius! Dieser Cop, der gekündigt hat! Der jetzt mit seiner Exkollegin zusammenwohnt. Ermittler, beide!“
DPR kippte im Stuhl nach hinten und drehte sich mit funkelnden Augen zu Anobella um. Kleine Blitze schossen unter seinem Pony hervor. „Ermittler! Hör mir auf damit! Sie verhindern die Erneuerung des Genres!“
„Welches Genres?“ Anobella sah ihn verwirrt an.
„Des Krimis!“
„Aber DPR! Ein Krimi ohne Ermittler, ich weiß nicht! Aber abgesehen davon ist es kein Krimi, Smarfowjew sitzt in Untersuchungshaft. Diese Streife ha ihn mitgenommen … irgendwas mit Russenmafia, Autoconnection, Metz, Lyon!“
DPR drohte ihr mit der Faust. „Ich will nichts mehr von Ermittlern hören! Nichts! Auch nicht wegen Smarfovjew! Er hat mir diesen Pony geschnitten! Gut, dass er hinter Gittern sitzt.“
„Mir tut er leid“, sagte Anobella weichherzig, „er kann auch gar nichts dafür, was mit dieser Zicke Anne Beller passiert ist. Also das weiß er gar nicht …“

4 Gedanken zu „Es war spät geworden.“

  1. Morgen früh lasse ich die Katze aus dem Sack! Ab morgen früh wird der Krimi revolutioniert. Ihr seid dabeigewesen! Und gib mir endlich meinen Schlüssel zurück, Anobella! Dann rück ich auch deinen Fahrradschlüssel raus! Und hetz nicht immer so gegen Georg! Das ist mein Job!

    bye
    dpr
    *lässt sich ein neues Schloss einbauen
    **kauft einen scharfen Wachhund
    ***muss seiner Katze das aber noch in einem Gespräch unter vernünftigen Menschen erklären

  2. Nie und nimmer. Vielleicht „säuft einen Wachhund“, aber nicht etwa „täuft einen Wachhund“.
    In Fachkreisen wird das „schlechtes Hessendeutsch“ genannt.

    bye
    dpr

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