Nach der B-Seiten Veröffentlichung („it smells like a B-Side“) „Genius and Love = Yo La Tengo“ gibt es nun das reguläre Album der alten Tante Yo La Tengo. Das Werk ist ganz poetisch mit „I can hear the heart beating as one“ betitelt. Der Cosmos von Yo La Tengo ist begrenzt, Veränderungen spielen sich nur im marginalen Bereich ab, unerwartete Dinge gehören nicht zu den bevorzugten Lebensgefühlen. Nukleus der seit 1984 bestehenden Band ist das Ehepaar Georgia Hubley (Drums, Voc) / Ira Kaplan (G, Voc), ergänzt um den etwas fülligen James McNew am Bass, der nach wechselnden Besetzungen so etwas, wie ein festes Bandmitglied zu sein scheint, was auch seine wachsendes Bedeutung bei den Songs erklären könnte. Das Idyll wird durch Produzent Roger Moutenot ergänzt, der nun auch schon seit Jahren dieses Job macht. Bei Yo La Tengo ist alles etwas langsamer und gemütlicher, man könnte anders aber auch sagen, sie sind in ihrem seelischen Gleichgewicht. Na ja, sie machen ja auch keine twenty-something-Musik sondern eher thirty-and-more.
Die Platte beginnt mit der Rückkehr der heißen Hühner („Return To Hot Chicken“), die auch schon bei der letzten regulären LP („ELECTR-O-PURA“ – Cityslang/EFA 1995) ihre Bedeutung hatten. „Moby Octopad“ bringt mit einem Jazzy-Piano neue Akzente in den Cosmos. Die Risikofreude, die es auch bei gutem Jazz gibt, ist eine Stärke der Band . Manchmal, nicht immer, startet eine Nummer und etwas wundervolles passiert und dann ist nichts mehr, wie es vorher war und es ist schön. Töne sind wichtiger als Musik – Sounds wichtiger als Formen – Emotionen wichtiger als Inhalte. „The sound of a guitar is with me all the time – Or Am I with it?“ (Ira Kaplan in den Linernotes zu ELECTR-O-PURA).
Die Revolution dann bei „Autumn Sweater“. Dieser Track wurde vom Drum´n Bass Artisten µ-zig remixt. In limitierter Auflage wird in Europa dem Album eine Remix-EP beigelegt sein, auf der Dr. Octagon, Tortoise und Kevin Shields von My Bloody Valentine diesen Titel remixen. „Little Honda“ (Coverversion der Beach Boys) legt direkt danach aber wieder die Wurzeln bloß, es kracht an allen Ecken und Enden. „Center of Gravity“ ist Bossa Nova aus einem Rhythmusgerät der ersten Stunde. Sowieso sind YLT, was die Instrumente angeht eher konservativ, da wird recycelt, was andere wegwerfen, da wird aus alt – neu, da wird aus Müll – Stil. Zuletzt hatte man sich auf dem ELEKCTR-O-PURA Album eine Orgel geleistet. Wahrscheinlich mit derselben, lassen sie das Album ausklingen und ziehen sich wieder in ihre „My little corner of the World“ zurück.
Insgesamt hat „I can hear the heart beating as one“ kein einheitliches Konzept, sondern entwickelt den Yo La Tengo Cosmos bruchstückhaft weiter. Aber: Schritt für Schritt – eins nach dem anderen – gemach, gemach – nur nicht unhöflich werden.
Yo La Tengo: I can hear the heart beating as one
(Matador/RTD 1997)