Typischer Fall von links angetäuscht. Schon der seltsame Bandname weist in eine völlig falsche Richtung. Es gibt keine June, das Sextett um Sänger und Songschreiber Todd Fletcher aus Champaigne, Illinois ist ein reiner Männerverein. Und die Austrittswunden im Bandnamen suggerieren eine Härte, die den Musikern gänzlich fremd zu sein scheint. Schließlich ist „A Little More Haven Hamilton, Please“ auf Marina erschienen, dem Label, das uns schon Bands wie die Bathers, Sugartown oder die Pearlfishers bescherte.
Da wundert es nicht, dass Fletchers Domäne der Popsong ist und zwar nicht der direkt ins Ohr gehende, sondern der fein ziselierte, kunstvoll produzierte. Es ist dann nur konsequent, dass zumeist das Klavier die Melodie trägt während die Gitarren eher sparsam eingesetzt und zumeist in den Hintergrund gemischt werden. Und dass zu Fletchers Helden besonders Brian Wilson von den Beach Boys zählt, hört man deutlich – von Produktionsdetails bis zu den Harmoniegesängen.
Wer – wie Todd Fletcher – zu seinen musikalischen Vorbildern den frühen Todd Rundgren und die Beach Boys der Pet Sounds-Ära zählt, der würde vielleicht gerne diese CD gemacht haben. Aber bekanntermassen kommt Kunst nicht von Wollen und die richtigen Zutaten alleine reichen auch nicht aus für ein gutes Album. Das gewisse Etwas, das man dazu auch benötigt haben June & The Exit Wounds, auch wenn sie mit ihrem Debütalbum bestimmt nicht das musikalische Rad neu erfinden und schon gar keine stilistische Revolutionen ausgerufen. „A Little More Haven Hamilton, Please“ bietet elf bittersüße Songs über – natürlich – die Liebe, die unglückliche zumeist. Popmusik – zeitlos. Nicht mehr, nicht weniger.
June & The Exit Wounds: A Little More Haven Hamilton, Please
(Marina MA 45/EfA)