Gonzales: Presidential Suite

Was ist es? HipHop? Elektro? Oder einfach nur Pop? Nur? Gonzales, der Kanadier jüdischer Abstammung, der seit längerem Berlins Untergrund unsicher macht und die Herzen der Kitty-Yo-Verantwortlichen erobert hat, sitzt wie Howe Gelb (siehe Kritik) nicht gerne lange auf dem Allerwertesten rum. Nach kurzer Zeit kriegt er Hummeln in sein Hinterteil und muss sich alsbald an die Arbeit machen. So kommt es, dass er binnen zwei Jahren drei Alben eingespielt hat.

Das aktuelle gewährt Einlass in die „Presidential Suite“, in der ein Festakt gefeiert wird. Der Einladung sind einige gefolgt. So konnte Gonzales für seine berühmt berüchtigten Kollaborationen Taylor Savvy, Max Turner, seine „alte“ Bekannte Peaches, mit er schon den einzig wahren BB 52’s-Nachfolgehit „Red Leather“ geschrieben hat, den Alt-Crooner Louie Austen und Peaches ehemalige Mitbewohnerin Leslie Feist (auch Kanadierin und Solokünstlerin) gewinnen.

Was er (unter anderem mit denen, aber auch alleine) gezaubert hat, konnte man bereits auf der Vorabsingle „Take Me To Broadway“ und dem Label-Sampler „Kitty-Yo Int. 2002.02“ in Form des überragenden Songs „1000 Faces“ (Gonzales feat. Taylor Savvy & Max Turner) bewundern. Er macht eben sein eigenes Ding, das mit einem Genrebegriff schon lange nicht mehr zu erfassen ist.

Mittlerweile dürfte jedem klar sein, dass er ein ganz Großer seiner Zunft ist und das Zeug zum Vollzeit- und Profi-Entertainer hat. Er ist der Robbie Williams der Berliner Szene. Ein Mann mit einer wunderschönen Stimme und vielen aberwitzigen Ideen. Sein Hirn scheint ob derer nur so überzulaufen.

Das sexy Duett mit Feist, „Shameless Eyes“ genannt, ist umwerfend. „Scheme And Variations“ ist Achtziger-Kitsch mit Klassik und billigen Konsolensounds. Gleiches gilt für „You Snooze You Lose“. Singen tut Gonzales nicht viel. Oft sind die Gäste diejenigen, die Worte ins Mikro singen. Besten N.W.A.-HipHop beziehungsweise West Coast-Gangsta-HipHop-Funk hat er mit „Political Platform Shoes“ in petto.

Frank Sinatra lebt in „Starlight“ auf, obwohl hier sein österreichischer Erbe Louie Austen zu einem minimalen Casio-Rhythmusgeflecht croont. Eine Arschwackel- und Tanzhymne ist ohne Zweifel „Bottom Of The Tops“geworden. Gegen Ende wird es nach en aufregenden Minuten noch einmal entspannt, wenn „Headstone Park“ und „Melodika“ dieses wundervolle Album beschließen. Seid gewarnt. Hier ist ein Narr los.

Gonzales: Presidential Suite
(Kitty-Yo/EFA)

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