Gregorian: Masters of Chant

Wir hatten Wassermusik, wir hatten Feuerwerksmusik und wir hatten Fahrstuhlmusik. Als neusten Ausfluss der globalen Unterhaltungsindustrie liefert man uns konsequenterweise Beichtstuhlmusik: Die Retortengruppe „Gregorian“ präsentiert zum festlichen Jahresende ihr Album „Masters of Chant“. Es kommt daher, als hätte ein verwirrter Doktor Guildo Horn mit Uriella gekreuzt und ins Kloster gesperrt.

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Schweizer Kolumne (2)

Wenn die Leute im Konzert klatschen

Musikproduzent Ry Cooder, Wiederentdecker der kubanischen Altstars vom „Buena Vista Social Club“ hat es schon selbst gesagt: Die Musik der „Supergrossväter“ von der Zuckerinsel locke vor allem die weisse Mittelklasse an, die Jugend in den lateinamerikanischen Ländern könne damit nicht viel anfangen. Cooder störte das ein bisschen, und er hoffte, mit dem Nachfolge-Album von Ibrahim Ferrer ein grösseres und gemischteres Publikum zu finden. Der „Social Club“ ist seit drei Jahren Lieblingstonspur für unzählige Bar-Abende, am liebsten unter freiem Himmel, und der Schmelz in der Stimme des fünfundsiebzigjährigen Ibrahim Ferrer ist kaum zu überbieten. Ihre Songs beschwören wie der Rauch einer feinen Zigarre Bilder herauf aus alten Filmen, in denen die Welt noch einigermassen in Ordnung, das heisst romantisch und leidenschaftlich war.

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Schweizer Kolumne (1)

Ein Text zur Aufbewahrung in der Toilette

Typische KloleserlektüreIm Gespräch mit einer Bekannten aus dem virtuellen Raum ergab sich das Thema der Toilettenlektüre und was man als Gast daraus erlesen kann. Es ist ja so, dass die Sitte, auf dem stillen Örtchen der Lektüre zu frönen, recht verbreitet ist. Jüngere Kloleser stapeln gerne Stadtmagazine und andere junge Erzeugnisse der gedruckten Presse neben der Schüssel, die die Erleichterung bedeutet. Das „Soda“, das „forecast“, leicht erotische Comics von Milo Manara und so weiter. Die Betreiber solcher Toiletten legen wert darauf, dass der Gast weiss: „Hier wird im offiziellen Wohnbereich richtiger Lektüre nachgegangen. Du, Gast, befindest dich in gebildetem, gemässigt trendigem Umfeld. Wir möchten aber, dass du dich auch wohl fühlst, wenn wir gerade nicht für dich sorgen können.“

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