Chartskritik 29.9.2003

Mh, wo fang ich denn heut mal an? Also gut, bei den Damen. Was ist das denn für ein Fummel, Evanescence-Sängerin Amy, bitteschön, den sie da tragen? Irgendwas Weinrotes mit ganz vielen Ledergürteln, bis unter die Achseln. Bei Dee Snider ausgeliehen? Bei Osbournes ausm Kleiderschrank geklaut? Ach bitte, der ganze Leder- und Schlaufenscheißdreck bei den Metal-Bands war doch in den 80ern schon peinlich. Aber ansonsten: „Going under“ (Platz 20) ist natürlich super!

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Live: t.A.T.U.

Saarbrücken, Saarlandhalle. 27.5.2003

Es gab Journalisten, die tatsächlich überrascht waren, dass tATu die angekündigte Pressekonferenz platzen ließen. (Den Weg zum Raum nicht gefunden, weil kein Ortskundiger vorweg lief, so die offizielle Begründung.) Es gab auch welche, die sich über das dünne Programm echauffierten. Und es gab welche, die hinterher verbreiteten, es sei alles Playback gewesen.

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Carl Magnus Palm: Licht und Schatten

Diese Geschichte bewegt noch immer: zwei Paare, die als Pop-Quartett Musik machen. Eine schwedische Band, die die Welt erobert. Vier Menschen, die ganz unterschiedliche Hintergründe mitbringen und auch auf unterschiedliche Weise mit dem Ruhm fertig werden. Und dann natürlich die Songs: Waterloo, SOS, The Winner takes it all… Diese Geschichte – rund 30 Jahre danach: Stoff für ein wahres Epos, dachte sich Carl Magnus Palm.

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GUZ: Geheime Weltregierung

GUZ – das stand früher mal für einfache, kluge und äußerst originelle Popmusik. Low-Fi-Pop, eher schräg als schmeichelnd. Aber trotzdem eingängig, ja fast naiv. Das ganze als eine Art bilaterale Beziehung zwischen Hamburg und der Schweiz. Besser gesagt: Schaffhausen, wo GUZ alias Olifr Maurmann herkam. Irgendwie war er mit seiner Band Aeronauten in die „Hamburger Schule“ hineingeraten, wo sie die irrsten Späße von allen trieben. Mit Texten, die so antiintellektuell waren, wie es nur ging. Und mit viel Understatement vorgetragen wurden.

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Die Top Ten vom 24.2.2003

  1. Jay-Z feat. Beyonce Knowles “´03 Bonnie & Clyde”

Auch so´n Beispiel für eine hübsche HipHopper-Ballade. Vielleicht resultierend aus einem Wiedergutmachungsbedürfnis für den nervigen HipHop, mit dem sie die Welt normalerweise beschallen. Das würde auch die schönen Balladen der Metaller erklären. Aber dann müsste Arnold Schönberg eigentlich die schönsten Balladen von allen gemacht haben. Oder Heino.

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Chartskritik 24.2.2003

Viel, viel Schmalz in dieser Woche. Frühlingsgefühle, missverstanden… Zum Beispiel bei John Mayer. Ein dicklicher all-american boy, der aussehen will wie Bryan Adams, aber eigentlich eine optisch sehr gut kaschierte Ein-Mann-Boygroup ist. Musikalisch ist es eine Mischung aus Richard Marx und John Cougar-Mellencamp. Und sehr gutmenschig gehalten. Leider. Dabei ist der Typ höchstens 17. Uah. Momentan Platz 67 mit „You´re body is a wonderland“. Da springt einen der “My melodie”-Geruch schon beim Lesen an…

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Chartskritik 17.2.2003

Also, das Einfachste wird sein, ich liste einfach erst mal alle neuen Coverversionen auf, es ist wirklich zum Verzweifeln. Kennt Ihr noch Animotion? Waren so ne Band aus den 80ern. Möglich, dass die aus Amerika kamen, aber eigentlich klang das damals ziemlich europäisch, und ich glaube, die Sängerin kam ursprünglich aus Holland oder so. Gecovert werden die jedenfalls gerade von 2DJs & 1 (oder so, nie gehört…), und zwar mit ihrem größten Hit „I engineer“. Meine, das wäre ´86 mal ne Nummer 1 bei uns gewesen. Jedenfalls – ich weiß nicht, was Ihr denkt, aber mir geht’s bei Animotion so wie bei Tears for fears: das beste Lied war nicht das erfolgreichste, sondern ein früheres, eher halberfolgreiches.

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Chartskritik 10.2.2003

Trostlose Woche, das. Mittelmaß allenthalben. Na, doch: ein paar Ausschläge nach unten sind dabei. Gouryella zum Beispiel. Auf Platz 51 mit einem Song namens „Lijara“, der in Wirklichkeit nur bedeutungsschwangeres Elektronik-Geschwurbel mit einem unsäglich langweiligen Video ist. Hilfe. Wer steckt dahinter? Alex Christensen? Mark Oh? Nein, ich glaube, keiner von beiden. Es ist zwar ein extrem schlechter Song, und es würde passen, wenn er aus Deutschland käme. Aber ich glaube, nicht.

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Die Top Ten 2002

10 „Just more“ Wonderwall

Ganz schwerer Fall. Denn: Video wunderschön. Tolle Bonbonfarben, hübsche Requisiten, interessante Perspektiven – so, wie ein Popvideo eben sein soll. Aber der Song: unerträglich. Vor allem die kieksige Babystimme der Vorsängerin. Wär nett, wenn sie nicht ganz so auf „mädchenhaft“ getrimmt würde. Und überhaupt, der Song: hat den jemand noch im Ohr? Ich kannte den noch nicht mal. Was bitte macht er dann auf Platz 10 der Jahresbilanz?

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Chartskritik – Der 2002-Jahresrückblick

So´n Blick in die Jahrescharts sollte man regelmäßig tun – er könnte zu mehr Demut führen. Vielleicht auch einfach zu mehr Scham. Und zu tollen neuen Vorsätzen: Wir wollen nicht mehr so viele 80er-Jahre-Covers kaufen. Wir wollen keine Shakira mehr fördern. Wir werden auch die Finger lassen von schlechten Comedy-Songs. Und statt dessen kaufen wir 2003 viel mehr Sophie Ellis Bextor. Und mehr Zweiraumwohnung.

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Chartskritik 16.12.2002

Weihnachten ist die Pest für Leute, die´s gern flott mögen. Denn da sind die Charts verseucht mit Balladen, die noch langsamer als langsam sind!!! Celine Dion sitzt im Video zu „Goodbye´s“ auf ihrem Bett, guckt pathetisch in die Luft und bringt die nackten Beine in Positur, als würde sie gleich zum Damenrasierer greifen. Ihr Gesicht ist noch leerer als das einer Schaufensterpuppe. Aber nicht ganz so teigig wie das von Enrique Iglesias… Der kann dafür mindestens genauso pathetisch gucken wie die Dion, so dass man das Schmalz gleich eimerweise auffangen möchte. Der Clip ist kompletter Müll: ein Konzertvideo, in das völlig wahllos irgendwelche Sequenzen reingeschnitten sind, die nicht mal mit viel gutem Willen irgendeinen Zusammenhang ergeben. Als hätte das Management gesagt, wir hätten da noch ne gute Weihnachtsschnulze, leider ist der Video-Etat schon leer – na, mal sehen, was wir da machen können…

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