Natacha Atlas kombiniert auf ihrer ersten Platte moderne westliche Rhythmen mit arabischer Folklore. Bill Laswell hat bereits in den 80er Jahren solche Versuche mit seiner Band MATERIAL gestartet. Er wirkt aber bei dieser Produktion nicht mit.
Natacha Atlas wurde in Belgien geboren, ihre Mutter ist Engländerin, ihr Vater Ägypter, ihre erste Muttersprache ist französisch. Multikulturell ist sie aufgewachsen, multikulturell, auch so ein Schlagwort der 90er, ist ihre Musik. Auf Jah Wobbles Album „Rise Above Bedlam“ (1992) – auch so eine multikulturelle Angelegenheit – sang sie auf fünf Liedern mit. Den Durchbruch landetete sie als Sängerin und Bauchtänzerin der britischen Dance-Formation TRANS GLOBAL UNDERGROUND, die traditionelle Sounds aus verschiedenen Kulturen – ganz multikulturell – mit Rap- und Dance-Elementen verbindet.
Auf „Diaspora“ bestimmen vor allem arabische Elemente die Musik. Arabische Folklore, Trip-Hop und Ambient-Dub werden auf dem Album zu einer durchgängig tanzbaren Mischung vereinigt. Tanzbar zumindest für solche Menschen, die auf solche Musik tanzen wollen und können. Tanzen kann man übrigens auch sehr gut zu SLAYER und S.O.D.. Eingespielt wurde „Diaspora“ mit Musikern von TRANS GLOBAL UNDERGROUND und einer Anzahl arabischer Musiker. Der Gesamteindruck der Musik ist mutig und einfallsreich.
Natacha, die sich auf dem Coverfoto als Kleopatra präsentiert, singt durchweg arabisch. Sie selbst behauptet, daß ihr arabisch nicht besonders gut sei. Sie versucht, die poetische Seite der arabischen Musik mit dem Arabisch der Straßen zu mischen. Mit ihrer Musik will sie die arabische Kultur der westlichen Welt näherbringen und für westliche Ohren zugänglich machen. Dies ist ihr mit „Diaspora“ durchaus gelungen. Mir persönlich gefällt am besten der Remix von „Fun Does Not Exist“ am Ende der CD. Echoverhüllter Arabischer Dub mit Streichern. Tanzen kann ich allerdings nicht darauf.
Natacha Atlas
Diaspora
(Rough Trade) [8-95]