Makro-scoop

Nein, die Routine des Bloggens macht mir immer noch Spaß. Aber die Routine ist ein Feind der Versuchung, die Versuchung aber immer Vorstufe des Versuchs, der Versuch Vorstufe des Neuen, das Neue eine potentielle Tür zum bisher Unbekannten. Unklare Worte. Also konkret: Es wird eine deutsche Krimizeitschrift geben. Sie heißt makro-scoop, erscheint quartalsweise, ist ein Experiment, hat mindestens 16, höchstens 32 Seiten und einen einzigen Autor. Die kleinste Krimizeitschrift der Welt?

Die Idee ist, wie meist, spontan entstanden. Nein, stimmt nicht ganz. Sie ist entstanden, als ich die Kritik zu Pablo De Santis’ „Die sechste Laterne“ schrieb und mich fragte: Wer liest so etwas überhaupt? Das ist zu lang, das ist für eine Kritik zu ungewöhnlich, das langweilt den Normalleser, der, was sein gutes Recht ist, die schnelle und eindeutige Information möchte. Aber es gibt viele Dinge zwischen zwei Krimibuchdeckeln, die vielleicht den anderen Weg erfordern, den über die Konvention hinaus.

Und dann, am Dienstag war es wohl, kam mir die Idee zu einem Text, der neckischerweise die altbekannte Weisheit, der gute Kriminalroman reflektiere die Wirklichkeit, in der er entstanden ist, umdrehen soll: Die Wirklichkeit ist nur ein misslungener Kriminalroman. Das würde ein längerer, ein merkwürdiger Text werden, einer, der die üblichen Formen des Besinnungsaufsatzes, des „Essays“ sprengen muss, so wie manche Bücher die Formen der tradierten Kritik sprengen.

Kurz: Das ist nichts für einen Blog. Denn eine der Ideen, die mir momentan im Kopf herumschwirren, sagt: Gehört alles zusammen. Dein tägliches Lesen, dein tägliches Begrübeln der Kriminalliteratur, die neuen und die alten Krimis – das sind Fetzen, Notizen, Andeutungen, manchmal mäandernde Texte, das muss zusammengehören, weil es zusammengehört. Das ist ein Text.

Und das ist das Konzept von makro-scoop: ein Text, der Krimilesen und –schreiben reflektiert, aber auch die Wirklichkeit, in der dies geschieht. Hier gibt es merkwürdige Rezensionen, die in noch merkwürdigere Assoziationen münden, hier gibt es Reflexe auf das zuweilen merkwürdige Treiben des „Betriebs“, die wiederum Reflexe auslösen… Wie das letztlich aussehen wird, weiß ich natürlich noch nicht, aber bald, wenn die erste Nummer der Krimizeitschrift erscheinen wird, weiß ich es hoffentlich und jeder, der es ebenfalls wissen will, weiß es dann auch. Es ist ein Experiment, wie gesagt, und zunächst auf drei Nummern angelegt, die noch verbleibenden drei Quartale dieses Jahres also. In jedem erscheint ein handgemachtes Heft mit einem solchen allumfassenden Text. Jeder kann es haben, aber nicht einzeln, sondern immer im Jahresabonnement. Die drei Nummern für 2007 kosten inklusive Porto und Verpackung 12 €, es gibt keine festen Publikationstermine, halt einmal, irgendwann pro Quartal. Wir werden sehen, was daraus wird. Abonniert werden kann makro-scoop hier. Die Rechnung liegt dem ersten Heft bei.

18 Gedanken zu „Makro-scoop“

  1. Ich subskribiere. (Hätte ich nicht extra sagen müssen, oder? Eh kloar.)

    Wobei ich denke, dass die Form des Essays nichts zu sprengen vermag. Diese Form ist wirklich ganz, ganz weit.

  2. Und wie sehen die Auslandstarife aus? Euer Druckversand ins Ausland ist zwar subventioniert und viel billiger als der unsrige, aber immer noch teurer als der Versand ins Nachbardorf. Kurz : Ich will mich auch abonnieren.
    LG
    barb

  3. Stimmt. Danach habe ich ja auch nicht gefragt. Wie hoch sind denn die Versandkosten vom Saargebiet nach Deutschland?

    Egal: Ich subskribiere sowieso.

  4. Vielleicht gibts ja auch ne digitale Ausgabe zum ermäßigten Emailportopreis? Nach Karlsruhe fallen jedenfalls noch Erschwerniszuschläge an, wird also nicht billig. Nach Kanada, uh, das weiß ich noch gar nicht…da fällt uns schon eine praktikable Lösung ein, liebe Bärbel.

    bye
    dpr
    *der dem Patzerschorsch mal zeigen will, wie man die Essayform sprengt.

  5. Ich bin auch abonniert.
    Nur zur Erinnerung.
    Und freue mich schon auf die erste Aussendung.
    FG,
    Ulrich

    PS.: Wäre statt des Versands von Papier nicht tatsächlich eine Onlineausgabe eine Alternative? Als kostenpflichtige Premiumausgabe von wtd? Hm, nur so ’ne Idee.

  6. Nix da. Ich will Papier. Seiten, die ich hierhin und dorthin tragen kann. Die ich verschenken kann. Mit einem Umschlag.

    Online.

    * hasse das neumod’sche Kram

  7. Hallo,
    ich bin natürlich auch dabei. Wenn man die Ausgabe als PDF versenden würde, könnte jeder für sich entscheiden ob er sie ausdruckt oder was auch immer damit veranstaltet. Ich denke das würde dem Verfasser etwas Arbeit sparen… Wie dem auch sei, ich bin auf die erste Ausgabe schon einmal gespannt.
    Gruss
    Markus

  8. Ich will mir auch nix selber ausdrucken. Ich will, dass mir der Verfasser und Verlag seine Zeitschrift so liefert, wie sich das gehört: als Zeitschrift.

  9. Also wenn’s Papier gibt, will ich auch lieber Papier. Die Onlinefasssung wäre aber ein Kompromiss für den Fall, dass das Projekt an der Größe des Aufwands zu scheitern drohte. Hauptsache, der Autor grübelt nicht zu lange über die Form des Versands und setzt sich stattdessen an die Arbeit …
    FG,
    Ulrich

  10. Es wird wohl beides geben. Wenn ich mich übers Wochenende nicht noch anders entscheide, gibt es wahlweise
    – die Papierausgabe (3 Ausgaben 12 Euro)
    – die digitale PDF-Ausgabe (3 Ausgaben 6 Euro).
    Wer Papier abonniert, erhält natürlich die Digitalausgabe kostenlos obendrauf.
    Ach ja: Abonnements gelten immer nur für das Kalenderjahr. Ich frag dann am Ende des Jahres nach, ob es weitergehen soll oder nicht.

    bye
    dpr

  11. Eben. Deswegen gibt es immer nur ein Häppchen. Aber immerhin. Denk an Wezel: „1786 kehrte er, ernüchtert, von Wien zurück; in der Tasche 220 Thaler. Er setzte sich an den groben Holztisch der elterlichen Hütte, und teilte die lächerliche Summe ein, auf zehn Jahre : das ergab pro Monat 18 D=Mark. Von nun an lebte er völlig einsam; floh die Spur alles dessen was Mensch heißt; ging nie bei Tag aus; durchstreifte von Einbruch der Nacht bis zum Morgengrauen die Wälder; ‹genoß› nichts als dünnen Eichelkaffee und Pellkartoffeln. Da er noch länger lebte, als er gefürchtet hatte, erbarmte sich seiner schließlich der Hof von Schwarzburg=Sondershausen, und ließ ihm täglich 5 Groschen reichen.“ Also 5 Groschen.

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