Gesamtpaket

Wer dafür verantwortlich ist, weiß man nicht. Aber irgendwer setzt sie in die Welt, die dummdeutschen Modewörter. Früher war jedermann auf Synergieeffekte aus, dann hat man sich dreimal täglich selbst erfunden, und jetzt zählt nur noch das GESAMTPAKET.

Begegnet bin ich ihm vor einigen Wochen bei einer nach rechtschaffenem Tagwerk erlaubten Fernsehtour, dreißig Programme in zwei Minuten. Ein Kerlchen, das wie Michael Jackson zu tanzen versuchte und etwas Gesangesähnliches dazu zum Besten gab, pochte nach gnadenlosem Urteil durch eine „Jury“, es sei halt ein GESAMTPAKET. Man konnte gar nicht so schnell weiterklicken wie’s einem schlecht wurde. Jetzt lese ich in zwei „Leserkommentaren“, das Buch XY sei zwar irgendwie locker lesemäßig wegzuhauen, könne jedoch als Gesamtpaket nicht überzeugen. Beziehungsweise: Alles irgendwie lahm, aber im Gesamtpaket erträglich.

Ich warte jetzt auf den ersten Politiker, der mir versichert, in Deutschland läge zwar noch vieles im argen, als Gesamtpaket wisse das Land indes zu überzeugen. Oder auf die im Café zufällig belauschte Tortenesserin, die, obwohl Hirn- und Körpermasse in einem weder zu überhörenden noch zu übersehenden Missverhältnis stehen, lauthals verkündet, als Gesamtpaket habe sie bei Männern durchaus noch Chancen.

Ganz zu schweigen von der Kriminalliteratur. Ellroy hab ich irgendwie nicht kapiert, als Gesamtpaket aber nicht schlecht. Rosige Zeiten für Kritiker. Keine Details bitte, es genügt das Gesamtpaket. Und das bloß nicht auspacken. Schleifchen drum lassen und lustig hinaus in die dumme Welt schicken! Da wird der Briefträger schön zu schleppen haben.

dpr

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