Die Tindersticks sind ein Beispiel dafür, daß manche Musiker auch heute noch in die Metropolen ziehen müßen, damit „etwas“ aus ihnen wird. Ursprünglich aus Nottingham – also: musikalischer Provinz – gelang ihnen erst in London der Weg zur Kultband (mit einigen Kultsingles) und dann zur vielbeachteten Debüt-LP. Und das, obwohl die Tindersticks sich beharrlich unmodern geben. Daran hat sich auch mit ihrer zweiten CD nichts geändert.
Sänger Stuart Staples beschreibt das zweite Tindersticks-Album kurz als: „More Of The Same: deep voice, sad songs“. Mehr von dem, was auch ihr Debüt auszeichnete: Tiefe Stimme, traurige Songs. Diese Kurzdefinition ist bestimmt nicht falsch, vermittelt aber nur einen unzureichenden Eindruck vom typischen Tindersticks-Sound. Denn während Staples seine Welt- und Herzschmerztexte mit Grabesstimme und fast penetranter Teilnahmslosigkeit vor sich hingrummelt, eröffnet das Treiben seiner fünf Mitmusiker dem Hörer neue vielschichtige musikalische Welten, die weit über reine Untermalung des Gesangs hinausgehen.
Die Tindersticks erweitern das „normale“ Rockinstrumentarium durch Orgel, Klavier, Trompete oder Vibraphon. Von sparsamer Gitarren- oder Pianobegleitung bis zu streicherbesetzten orchestralen Ausbrüchen betont die Musik den dramatischen Charakter der Texte um ihn dann im nächsten Augenblick zu kontrapunktieren.
Tindersticks: Tindersticks
(This Way Up/Mercury)
VÖ: 3.4.1995