Ruby: Salt Peter

Schade, aber es wird spannender sein, zu beobachten, was jetzt in den Medien aus Lesley Rankine gemacht wird, als diese CD zu hören. Dabei hatte sich bei mir große Vorfreude auf das erste Solo-Album der ex-Silverfish-Sängerin eingestellt. „Paraffin“ nämlich, die Vorweg-Auskopplung, war bester zeitgenössischer Pop und klang etwa nach Portishead ohne James Bond. Bei besagtem Stück klappt das auch noch mit dem tollen Refrain. Leider aber wird der oft auch da bemüht, wo ein Track dadurch spannend geblieben wäre, wäre er offen gehalten worden.

Dies unnötige Festhalten am Refrain macht auf die grundsätzliche Schwäche der Platte aufmerksam:
hier wird zuviel gewollt. Erstmal gehen Songwriting und Produktion oft aneinander vorbei. Letztere führt ein vom Song unabhängiges, gespenstisch wirkendes Eigenleben und verursacht schwere Verwüstungen. Zudem ist „Salt peter“ stilistisch zerfleddert. Geschlossen überzeugen können mich dabei nur die Stücke, die eine Schnittmenge aus ‚Industrial‘, ‚Electro‘ und ‚Indie‘ bilden, die Nine Inch Nails-Menge also. Genausowenig beeindruckend ist die Selbstinszenierung der Lesley Rankine. Ständig wird der Gedanke provoziert, sie wolle sich bedingungslos gegen ihr altes Silverfish-Image (Tank-Girl-artiges Rohsein) wehren. Daraus resultiert eine Art von Singen, das Nuancen möchte und nicht findet. Ihre Sprödigkeit wirkt außerdem mühsam angeeignet; dahinter versteckt sie sich geradezu und schafft eine unangenehme Anonymität.

Und diese wiederum wirkt unangebracht angesichts der Lyrik. Da steht nämlich das Individuum im Vordergrund, und wir dürfen annehmen, dieses Individuum heißt Rankine. In die Welt geworfen ist es, stark sein muß es. Denn es lebt in einer kalten Umwelt, durchlebt Beziehungskrisen und wird von Freunden verarscht. Das ist okay, doch widerspricht diesem literarischen Vorgehen eben das musikalische. Meistens jedenfalls. Programm-Funktion vorausgesetzt, werde ich die CD nämlich weiterhin sehr gerne in den Player legen:

2,5,7,9 und 11 sind dann die magic numbers.

Ruby: Salt Peter
(Creation/ Sony)

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