Holly Cole ist eine 31jährige Kanadierin, die bislang 3 Alben veröffentlicht hat auf denen sie sich als Interpretin von alten Standards und aktuellen Kompositionen profilierte. Bei uns am bekanntesten waren wohl die zwei Stücke, die sie zum letztjährigen Prince-Tribute-Sampler „When Doves Cry“ beisteuerte. Das mit dem „Tribute To“ scheint ihr gefallen zu haben, denn jetzt hat sie mit „Temptation“ erstmals eine CD veröffentlicht, die ausschließlich den Kompositionen eines einzigen Songschreibers – Tom Waits – gewidmet ist.
Holly Coles Interpretationen sind respektvoll, ohne zu sehr am Original zu kleben. Dafür sorgt allein schon ihr Gesang. Denn ihre geschulte, variantenreiche Stimme – im Gegensatz zu Waits‘ Whiskey- getränktem Reibeisenorgan – verändert den Charakter der Songs doch erheblich. Etwa wenn sie Waits‘ aggressivem Vortragsstil in „I don’t wanna grow up“ eine zerbrechliche, leicht verzweifelte Interpretation entgegensetzt. Einen großen Anteil am Gelingen dieser Platte haben Holly Coles Begleitmusiker. Wo Waits‘ Originalkompositionen teilweise recht krachledern und rumpelnd daherkommen, da ist die Musik auf „Temptation“ sparsam, zurückhaltend und oft leicht swingend. Holly Coles Interpretationen zeigen die Songs von Tom Waits teilweise in neuem Licht und das ist ja wohl mit das Beste, was man über ein Tribute-Album sagen kann. Holly Coles „Temptation“ ist eine Würdigung, über die Tom Waits sich uneingeschränkt freuen darf.
Holly Cole: Temptation
(Metro Blue/EMI)