Sampler: L’amigamore

Keine gewöhnliche Compilation, aber das wäre bei dem Selbstanspruch von L’age D’or verwunderlich gewesen. Es wurden nur deutsche Künstler auf den Sampler gepackt, was ja im Hinblick auf den sonstigen Output des Labels nicht ungewöhnlich erscheint. Hingegen ist der Fakt, daß sämtliche Interpreten die Gemeinsamkeit aufweisen, nämlich Tanzmusik in den 60er Jahren, dazu noch in der DDR, gemacht zu haben, eine Kuriosität.

Erst 1963 wurde das Verbot der Aufführung von Beat/Tanzmusik im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat aufgehoben. Die Folge war eine Schwemme von Orchestern und Beatcombos, die nach dem Versäumnis von Amusement durch Tanzmusik wie Pilze aus dem Boden schossen um das nachzuholen, was ihnen der Staat jahrelang verwehrt hatte. Für die meisten Leute im Westen wohl kaum zu verstehen, hatten sie doch Paul Kuhn, James Last und Konsorten jeden Samstagabend auf dem Bildschirm. Wer unter den Leser/Innen würde sich wohl eine CD des Jochen Brauer Sextetts (hat immer bei Dalli Dalli mitgewirkt) freiwillig kaufen?: „Wohl niemand.“

Gekauft wird dieser Sampler wohl nur von Leuten mit wissenschaftlichem Interesse an der deutsch-deutschen Vergangenheit. Wer ein Tondokument aus DDR-Zeiten zu Hause im Regal stehen haben will, wird an diesem Teil seine helle Freude haben. Mancher wird mich jetzt als Ignorant gegenüber der deutschen Geschichte beschimpfen, aber tut mir leid ihr Spex- Leser, ich kaufe mir lieber ein Geschichtsbuch oder gleich eine James Last-Platte!

Sampler: L'amigamore
(L'age D'or)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert