Eine Hamburger Band, natürlich! Sind schon eigen, die Hanseaten. Was sich da hauptsächlich unter Hilsbergs Direktive in den letzten Jahren offenbart hat, stellt sicherlich den Beginn einer neuen Richtung dar. Jede Hamburger Band hat musikalisch ihren ureigenen Stil entwickelt. Spiele die Musik von Blumfeld ohne Text, und jeder tipt auf Blumfeld und sonst niemanden! Das gleiche gilt für Die Regierung, Tocotronic, Capt. Kirk & undundund. Ihnen gemeinsam: deutschsprachige Texte in typisch deutscher Texttradition (Honi soit…).
Gedankenfetzen, Satzfetzen, Assoziationsketten… Der Hörer wird bewußt damit allein gelassen und findet sich dennoch zurecht. Ja König Ja bedienen dieselbe Schiene. Der Text steht im Mittelpunkt, Lyrik wird eigenwillig vertont.
Bei Ja König Ja mittels spärlicher Instrumentierung. Zärtlich, behutsam, vorsichtig werden Texte mit Ton unterlegt. Das Duo bringt ungewöhnliche Instrumente ins Spiel, die dennoch am Rande der deutschen Szene schon für Rock’n’Roll-Interpretationen erfolgreich gebraucht wurden: Cello (gab’s schon bei den Bamberger B’Shops), Klavier (höre Die Regierung), Glockenspiel (Element Of Crime), Melodica (was ureigen könighaftes). Dazu Gitarre und Gesang. Schluß! Das reicht, um hauchdünne Klanggebilde auf gläsernen Füßen zu bauen, die zu Liebestexten passen.
Vielleicht hat mal jemand das Geld, mit solchen Bands das traditionelle Waldecker Liedermacher-Festival der 60er-Jahre wieder zu beleben. Bands wie die oben genannten antworten in deutscher Sprache auf allzu arges amerikanisches gedeathe, gegrunge, gecore, gecrossovere, auf allzu britisches gerave, genoise und gepunke. Hier entwickelt sich der neue deutsche Chanson, nein, das neue deutsche Lied.
Ja König Ja: s/t
(Moll)