Melvins: Stag

Nach ihrem Meilenstein „Stoner Witch“ von 1994, der sich noch dazu hervorragend verkaufte, konnte man ja gespannt sein, ob und wie die Melvins ihr eigenes Universum weiter ausbauen und verfeinern würden.

Fanden die Aufnahmen zu „Stoner Witch“ noch im mehr oder weniger heimatlichen Hollywood statt, öffnen sich die Melvins jetzt anscheinend dem Jet Set. Die Bandmitglieder sind über den ganzen Erdball verstreut: Dale Crover lebt jetzt in Los Angeles, Mark D. freut sich in London und King Buzzo verblieb in der Stammheimat Washington. Man traf sich gelegentlich zu Sessions und vertraute ansonsten ganz auf die Kraft des Telefons. Das alles konnte die Band aber nicht davon abhalten, einen weiteren Meilenstein ihrer Karriere abzuliefern.

Eröffnet wird noch mit einem gewöhnlichen Dampfhammer in „Stoner Witch“-Tradition um dann den geneigten Zuhörerohne Pause auf eine witzige und aberwitzige Reise durch das Melvins-Universum zu schicken. Klassische Song-Schemata werden auf den Kopf gestellt, Vokal-Spuren werden gepitcht, daß es eine wahre Freude ist (zumindest für mich!), Country-Balladen wechseln mit super-düsteren Doom-Parts und am Schluß der abgedrehten Reise erhält man dann noch die Chance auf den gerade abfahrenden Dampf-Zug zurück in die Realität aufzuspringen.

Die Melvins haben ihr Universum zwar nicht entscheidend weiterentwickelt, aber wesentlich verfeinert und ausgebaut und ganz nebenbei ist es ihnen dabei noch gelungen, die beste und un-peinlichste Rock-Band der Neunziger Jahre zu werden. Vielleicht sind sie sogar die letzte. Also: kaufen, bevor der Zug abgefahren ist!

Melvins: Stag
(Mammoth/eastwest)

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