Die „Roaring Sixties“ sind wieder da! Das dachte ich jedenfalls während der ersten Takte der „Adventures in Stereo“-CD: Beat-versetzter Harmonie-Pop, der einen augenblicklich auf die Insel der Pilzköpfe beamt, und Easy Listening, der aus dem Fahrstuhl raus auf die Straße geht, natürlich auf die Carnaby Street. Was Jim Beattie – dem männlichen Part des Duos – wohl nie passieren könnte, denn der Schotte hat das ganze Album („selftitled“ oder namenlos?) in seiner Wohnung eingespielt.
Das „ganze“ Album meint übrigens knapp über 32 Minuten Laufzeit – bei fast zwanzig Songs kann man sich leicht ausrechnen, daß die meisten kaum zwei Minuten lang sind. Doch – der letzte. Da hängt nach kurzer Pause noch eine Art „hidden track“ dran: eine ausgesprochen hübsche Soundschleife von 34 Sekunde Länge.
Beattie wohnt wahrscheinlich recht beengt, deshalb hat er auf echte Instrumente verzichtet, seine Sound-Zutaten in ein Reagenzglas gegeben und kräftig geschüttelt. Das soll aber keine Kritik an der etwas synthetisch klingenden Musik sein – die Song-Miniaturen sind einfach perfekt: leicht und flockig, eben so verdaulich wie Cornflakes.
Das liegt vor allem am Gesang der anderen Hälfte der „Adventures“, Judith Boyle. Wie eine typische Pop-Nymphe haucht oder säuselt sie ihre Texte, mal genölt in Art der Humpe-Schwestern, dann wieder glockenhell. Zweifellos beherrscht sie die hohe Kunst der Beiläufigkeit!
Und Humor scheinen die zwei auch zu besitzen. Nur so kann man den wunderbar melodiösen und fröhlich swingenden Eröffnungstrack „Underground sound“ nennen. Toll!