Zum Tod von Ronnie Lane
Bis in die frühen 1990er Jahre hinein schien ein Song seines Albums „One For The Road“ unabwendbare Gültigkeit zu besitzen: Nobody’s Listenin‘. In seiner englischen Heimat hatte man den kleinen Sänger, Songwriter und Bassisten mit dem verschmitzten Grinsen eigentlich längst vergessen. Ronnie Lane war 1984 in die USA übergesiedelt, um (klimatisch) angenehmere Bedingungen für sein Leiden – er erkankte in den späten 70ern an Multipler Sklerose – zu finden.
In der texanischen Musikszene blieb er sogar – trotz seines Handicaps – recht aktiv, und er genoß die Wertschätzung, die ihm, dem Gründer der legendären britischen Modband THE SMALL FACES und den daraus hervorgegangenen Party-Rockern THE FACES, ausgerechnet hier von vielen Musikern entgegengebracht wurde.
Die englische Presse nahm hingegen kaum Notiz von ihm; alles, was er nach den SMALL FACES musikalisch zu Wege gebracht hatte, interessierte sie nicht. Seine „good time music“, die er mit seiner Band SLIM CHANCE seit seinem Weggang von den FACES 1973 spielte, galt vielen Kritikern als zu „leichtgewichtig“, zu „uncool“, vor allem zu wenig „britisch“. Ronnie kümmerte sich nicht um „musical correctness“, er machte immer nur das, was er auch machen wollte.
Schräge und harte Töne waren in der Tat seine Sache nicht. Er mochte natürliche Musik im wahrsten Sinne des Wortes; er verleugnete zwar nicht seine Herkunft aus dem proletarischen Londoner East End, aber er liebte eben das Leben auf dem Lande, und er liebte ländliche Musik, Folkmusic, Country Blues, Tex-Mex, Cajun Music… Seine spezielle Mixtur wollte in den Hochzeiten von Punk und New Wave kaum jemand hören, aber es kümmerte ihn nicht. Er blieb sich treu, verschmähte jegliche Trends, verkaufte sich auch nicht an den Mainstream (wie z.B. sein FACES-Gegenspieler Rod Stewart).
Reich geworden ist er von seiner Musik nie und um die ihm zustehenden Tantiemen von alten SMALL FACES-Songs wurde er in großem Stil betrogen. Deshalb taten sich seine Ex-Kollegen Ian McLagan und Kenny Jones vor wenigen Jahren zusammen und gründeten einen Musikverlag, der Ronnies Urheberrechte gegenüber Plattenfirmen wahrnehmen sollte.
Vor allem (junge) BritPop-Musiker (z. B. OASIS, OCEAN COLOUR SCENE) hatten schließlich auch den Songwriter Ronnie Lane entdeckt und waren ihm zu Ehren ins Studio gegangen, um seine Songs für eine Tribute-EP aufzunehmen. Leider kommt sie, wie auch die lange angekündigte CD-Veröffentlichung seiner Live-Aufnahmen für die BBC, für ihn zu spät.
Am 4. Juni 1997 starb Ronnie Lane in Trinidad, Colorado, an den Folgen einer schweren Lungenentzündung.