Daß sie aus einer groovy family kommt ist ja allgemein bekannt, doch die Wege, die sie jetzt geht, dürften für viele überraschend kommen. Produziert, gemischt und engineered wurde „The Velvet Rope“ in den Flyte Tyme Studios in Edina von Steve Hodge, Jimmy Jam, Terry Lewis und – natürlich – Janet selbst. Komponistenhilfe gewährten ihr Terry Lewis, James Harris III und René Elizondo. Das Ergebnis: 15 Stücke (plus hidden track), die mit verschiedenen Interludes vermischt werden, bilden ein in sich schlüssiges Album. Grooves beherrschen noch immer das Geschehen, doch ihre Texte sind eine Stufe weitergegangen, nicht mehr ganz so brav, nicht mehr ganz so sanft, aber nicht minder soulig. Stücke wie „‚Til It’s Gone (featuring Q-Tip and Joni Mitchell) hätte man ihr so gar nicht zugetraut.
Manche Passagen, Stücksequenzen, Eindrücke erinnern an Funk- und Soul-Kompositionen wie sie vor 10-15 Jahren üblich waren, ihre Eindrücke der 80er. Auch die Einflüsse verschiedener Künstler wie TAFKAP sind herauszuhören. Angenehm überraschend ist auch die Vielfältigkeit ihrer Musik und nicht zuletzt ihrer Stimme. Sie selbst sagt über das Album, es hätte 31 Jahre zur Fertigstellung benötigt, also ihr ganzes bisheriges Leben. Das merkt man, im positiven Sinne. Ihr persönlichstes Album, so ihre eigenen Worte, ein Album, das sich mit ihr beschäftigt und das die Zeiten des Erwachsenwerdens verarbeitet. Zeiten also, die von den konträrsten Empfindungen und Gefühlen bestimmt sind. Trauer, Glück, Schmerz und Geborgenheit.
Die Pause hat Janet gut getan. Das Warten hat sich gelohnt. Mehr als ich und vielleicht viele andere erwartet hatten.
Janet: The Velvet Rope
(Virgin)