Live: Oasis

Prag, Sportovni Hala, 21. November 1997.

„Ladies and gentlemen, O – A – S – I – S ….“
…Jubel bricht los, man könnte meinen, Götter steigen vom Himmel herab, um den Sterblichen ein Konzert zu geben. Langsam öffnet sich die Tür einer gigantischen roten Telefonzelle, drinnen stehen zwei etwas gelangweilt wirkende junge Männer mit Sonnenbrillen, die zu ihren Instrumenten beziehungsweise Mikrophonen schlendern.

Na das kann ja heiter werden, denke ich mir, und beginne die Minuten zu zählen, bis Bierbecher die Jungs von Oasis treffen. Doch die merken innerhalb von kurzer Zeit, daß das Publikum über alle Maße begeistert ist, schreit und klatscht, was Lunge und Hände hergeben und sogar vergißt, Bier zu trinken. Das imponierte anscheinend auch Liam und Noel Gallagher und dem Rest von Oasis.

Einmal aus der Lethargie erwacht, zogen die Jungs ein hervorragendes Konzert auf. Klar, alle Hits wurden gespielt, „Wonderwall“, „Don`t look back in anger“, „Stand by me“ und wie sie alle heißen. Gefangen in der Schönheit der Songs, fiel ein objektiver Blick auf die Live-Qualitäten der Band nicht leicht.

Doch auch hier dominiert ein Eindruck: mühelos, leicht, elegant. Noels Gitarrensoli, Liams Gesang, immer in einer Haltung, die einem Vogel, der gefüttert werden will, nicht unähnlich ist. Lockerer Kontakt zu den Fans, opulente Lichteffekte. Nichts wirkt aufgesetzt, den Jungs scheint das Können und die Begabung zugeflogen zu sein. Oder ist es ein Pakt mit dem Teufel, der andere Bands im Vergleich zu Oasis alt und langweilig aussehen läßt? Vielleicht.

„Naja“, höre ich kritische Stimmen lästern, „weltbewegend und aufregend neu ist ihre Musik ja wirklich nicht“. Richtig. Oasis verändern ihre Position in der Britpop-Ecke nicht, sondern bauen sie noch aus. Nichtsdestotrotz geht ihr Konzept auf und vor allem ins Ohr. Ein Konzertbesuch lohnt, die Kritker-Scheuklappen dürfen sich einstweilen zuhause ausruhen.

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