Oasis: Standing On The Shoulder Of Giants

Oasis ist eine Band, die man gut finden muß oder wenigstens sollte. Seit 1993 versuchen alle Musikjournalisten dieser Welt uns begreiflich zu machen, wie wichtig diese Band ist. Es wurde sogar eine eigene Schublade für sie kreiert: Brit-Pop. Folglich hatte kein Musikkritiker den Mut, etwas Schlechtes über die Beatles-Klone zu schreiben und jeder Konsument, der etwas auf guten Musikgeschmack hält, kaufte artig die CD´s.

Bis heute kenne ich aber niemanden persönlich, der Oasis wirklich gut findet! Jemand, der die CDs für eine absolute Offenbarung hält und sie nicht nur aus dem Regal zieht, wenn musikinteressierte Gäste da sind (Ach, du hast auch die neue Oasis?! Klar, ist ja auch ´ne geniale Platte.) Eigentlich logisch, daß sich irgendwann die Journaille an ihnen satt gehört hat, bzw. urplötzlich feststellt, daß die Jungs ja nie sooo gut waren. Als hätte man es ja schon immer gewußt. Somit hätten die fünf Engländer „Standing On The Shoulder Of Giants“ (Epic) gar nicht veröffentlichen müssen – im Vorhinein war klar, daß der journalistische Kollektivzwang Oasis an die Wand schreibt.

Erlaubt mir hier einen kleinen thematischen Ausflug: Wer viele verschiedene Musikmagazine liest hat das Phänomen bestimmt schon bemerkt: Wenn z.B. die englische Presse ein Album bereits verrissen hat, schreiben eigentlich nur noch Schülerzeitungsredakteure von dem „Album des Jahres“. Ein seriöser Musikredakteur quetscht sich dann höchstens noch ein „so schlecht ist die neue XY gar nicht“ aus den Rippen. Grundsätzlich gilt: Wenn etwas schön schräg klingt und gar nicht gefällt, gibt´s immer Innovationspunkte – vielleicht verpaßt man ja die neue Supergroup während man zuhause immer noch die Platten aus den 70ern hört. Wenn dann Besuch kommt, hat man ja schließlich all die „interessantristischen“ (Danke, Westbam, für diesen Ausdruck) CDs im Schrank, die man zwanghaft gut finden muß. Ausflug zu Ende.

Wenden wir uns wieder der Band zu, die auf der Schulter von Riesen steht. Liam hat seinen ersten Song veröffentlicht, Bassist und Gitarrist sind neu und Noel findet seinen Bruder immer noch scheiße. Summa summarum ist die neue CD auch nicht schlechter als die ersten drei Alben. Nur diesmal sind die schwachen Songs noch schattiger und es fehlen die richtigen Highlights à la „Wonderwall“. Die experimentelle Krachnummer „Fuckin´ In The Bushes“ ist völlig daneben, und auch die erste Single „Go Let It Out“ entlockt keine Begeisterungsrufe. Gut wird die CD erst, wenn die Innovationswut nachläßt und Oasis „nur“ noch melodischen Brit-Pop machen. Und da die Gallagher-Brüder scheinbar alles geben, um als unsympathische Vollspacken zu gelten, reicht es mir schon, wenn sie hin und wieder so ein nettes Lied wie „Where Did It All Go Wrong“ veröffentlichen. (Deshalb verkneife ich mir jetzt, auf der Symbolik des Songtitels herumzureiten!)

Oasis: Standing On The Shoulder Of Giants
(Epic)

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