Ein Traum, dieses Album! Diese Melodien, diese Arrangements, dieser elfengleiche Gesang… Romantik pur, aber von der bittersüßen, melancholischen Sorte! Sowas kann nur aus England kommen, dem Pophausen schlechthin.
Aber was heißt hier schon Pop! Velocette, im Kern ein Trio (Sarah Bleach voc, Jax Coombes bs, Sam Pluck git), das sich aber um bis zu zehn weitere Kollegen aufstocken läßt, sind nicht einfach nur Musiker, sondern wahre Künstler. Ihre Songs sind brillant arrangiert, immer mit leichter Hand, und originell im Sound. Da ziehen spacige Synthies ihren Silberschweif durchs All, da geigen sich Streicher in den siebten Himmel, da pluckert und wahwaht es psychedelischer, als es sich die Hippies je hätten träumen lassen, da schrammelt es rüder als einst bei Nirvana, und da stampft es mächtiger als bei den Ronettes. Und manchmal klingt es, als habe sich eine zarte Folk-Fee mit dem Geist der Doors vereinigt. Oder als wäre der heilige Santana ins Studio geschneit und hätte es mit einem wabernden Klangbrei geflutet.
Ach ja, und die vier langhaarigen Liverpooler, die sind auch irgendwie allgegenwärtig: von Zeit zu Zeit blitzen raffinierte, beatles-esque Harmoniewechsel durch. Ja, mit den Sixties haben sie´s irgendwie, aber die Nineties sind auch immer präsent. Und Transparenz wird bei Velocette ganz, ganz groß geschrieben! Die Klangteppiche sind so luftig und locker gewebt, dass man sie wahrscheinlich festbinden muß, so wie diesen lila Schoko-Snack, damit sie nicht wegfliegen.
Der dackeläugige Gesang und das schlurfige Mid-Tempo erinnern manchmal an die Cranberries, und denen können Velocette locker das Wasser reichen. Auch wenn´s kaum jemand weiß! Aber Velocette gehören zum Besten und Edelsten, was die Insel zur Zeit zu bieten hat! Zusammen mit Jack, Catatonia und noch einigen wenigen anderen Bands.
Velocette: Fourfold Remedy
(Wiiija Records/Intercord)