„Stereolab meets The Cardigans“ spricht der Waschzettel. „The Cranberries meet The Walkabouts“ würd ich sagen. Dazu noch eine gediegene Bläser-Section und beatle-eskes Gitarren-Geklimper – und fertig ist ein fragil hingehauchtes, hübsches Folk-Pop-Kunstwerk. Zugegeben, man muß es ein paarmal hören, um es in den Kopf reinzukriegen, aber raus geht´s hernach nimmermehr.
„Reborn“ bietet eingängige Melancholie und elfengleichen, etwas arg ätherisch geratenen Gesang von Frontfrau Sarah Bleach. Sie führt die Londoner Band an, deren harter Kern aus vier Mitgliedern besteht, die jedoch beliebig auf bis zu zehn „Mann“ erweitert werden kann und gilt dem New Musical Express als „star in waiting“. Der Cranberries-Anstrich geht vorwiegend auf Bleach´s Konto, aber was soll´s. Er paßt zum leise-bedächtigen, bittersüßen Arrangement von „Reborn“. Beim Lesen des Instrumentariums geht einem allerdings wirklich das Herz auf: Hammond-Orgel, Vibraphon, Mellotron, Harmonium, Tambourin, Glocken, Congas…!
„Sister“ ist im Gegensatz zu „Reborn“ wesentlich elektifizierter und poppiger. Das monotone Synthie-Geplapper mag den Vergleich mit Sterolab evoziert haben, von der musikalischen Substanz her ist es aber eher ein Leichtgewicht ohne Reiz und Einfallsreichtum. In dieselbe Richtung geht leider auch „Slow dancing angels“, das den Hörer zwei Minuten lang mit langweiligem Genöle auf die Folter spannt, bevor es sich mit verzerrten Gitarren, jeder Menge Hall, straighten Drums, Hammond-Orgel und Glockspiel ins Ohr fräst. Also, die öde Melancholie-Masche und das penetrante Vokal-Geeier mit ebenso gleichmäßig plätscherndem Synthie-Pop zu kombinieren, geht bei Velocette ins Auge. Dafür sind sie von der Attitüde her zu ernst und zu intellektuell – bei aller aufgesetzter Naivität. Aber schräge und hochkomplexe Arrangements zu entfalten, das haben sie raus, und dann wird´s richtig spannend!
Velocette: Reborn
(Wiiija/Alternation/Intercord)