Wenn man sich mal dazu durchgerungen hat, Holland, bzw. den Niederlanden zu verzeihen, daß dieses Land spuckende Fußballspieler, wäßrige Tomaten und viele nervige Moderatoren hervorbringt, kann man den Blick auf die schönen Dinge richten: tolle Landschaften, guter Käse, diverse Highlights in Amsterdam – und Anouk. Sie verfügt neben einem ansehnlichen Äußeren über ein knalliges Organ und ein Händchen für griffige Songs.
Mit „Nobody´s Wife“ startete sie vor rund zwei Jahren in Europa voll durch – nur Deutschland hat mal wieder nicht mitbekommen, daß jetzt sogar Rockmusik aus Holland kommt. Wurde Anouk auf ihrem Debüt noch von den Altrockern Barry Hay und George Kooymans (Golden Earring) unterstützt, kommt ihr neues Album „Urban Solitude“ ohne prominente Hilfe aus. Produziert hat sie selbst, zwölf von dreizehn Songs gemeinsam mit Bart van Veen geschrieben und mit fester Bandbesetzung eingespielt. Vordergründig könnte man das Etikett „Power-Rock mit charismatischer Front-Lady – toll für Fans von Guano Apes oder Skunk Anasie“ draufkleben. Aber Anouk stellt keine Stilrichtung in den Vordergrund und läßt sich dadurch auch in keine Schublade pressen. Da muß nicht zwanghaft gesamplet oder eine Ballade immer mit Streichern unterlegt werden – bei ihr finden wütende Crossover-Nummern (The Dark) genauso ihren Platz wie Schnick-Schnack-freie Gitarren-Balladen (Michel).
Während andere Bands versuchen, möglichst viele Stile in einen Vier-Minuten-Song zu pressen, verteilt Anouk ihre Einflüsse Song für Song. Eine Klavierballade (My Friend) ist dann eben auch nur eine Klavierballade. Dadurch wirkt ihr Album entschlackt und präzise. Alle dreizehn Songs sind auf dem Punkt – irgendwo zwischen Folk und Rock verbunden durch eine kraftvolle Stimme, die selbst vor einem rührseligen Duett (My Best Wasn´t Good Enough) nicht zurückschreckt. Sehr sympatisches Album (nicht nur wegen der Bilder im Booklet).
Anouk: Urban Solitude
(Dino Music/BMG)