Nachdem der Film Velvet Goldmine hierzulande nur mäßig eingeschlagen ist, kann man nicht erwarten, daß es zu einem Glamrevival kommt. Obwohl das vorliegende Album nicht unbedingt nur Glittermusik zu bieten hat, sind die androgynen Einflüsse der einstigen T-Rex-Ära unüberhörbar. Die lasziv, etwas quängelnde Stimme hatte Marc Bolan schon drauf und hört man sich Placebos Version von „20th Century Boy“ auf dem Soundtrack des oben genannten Streifens an, glaubt man den Altmeister des Glamrock auferstehen zu hören und das macht auch den Charme dieser neuen CD aus.
Dabei sind Placebo kein bloßer Abklatsch irgendwelcher Transen-Musik aus den Siebzigern; die Musik dieses neuen Suchtmittels besteht zur Hälfte aus kratzenden, sägenden Gitarren, wie zum Beispiel „Brick Shithouse“, das eine musikalische Umsetzung des Titels abgibt. Soviel Dreck unter den Fingernägeln hatte man zu Slades Zeiten nicht angehäuft! Auf der anderen Seite zeugt die Musik von einem Talent für verzweifelte Balladen, wie sie auch nur Engländer so traumwandlerisch sicher produzieren können („Ask For Answers“).
Kurzum sei diese Platte auch denjenigen empfohlen, die außer Siebziger Glam-Rock auch nebenbei etwas mit The Verve anfangen können. Wo die letzteren mit Bombast aufwarten, specken Placebo ab. Dafür legen sie dort zu wo Ashcrofts Truppe ansatzweise heftiger wird. Meine Lieblingsplatte des Moments und überhaupt, es wird Zeit, daß sich Suede zurückmelden.
Placebo: Without You I`m Nothing
(Hut/Virgin)