…alle Eingaben bei der Genfer Menschenrechtskommission, 20 000 Protestunterschriften und die Mahnwachen von Amnesty International waren vergebens: Anfang des Monats wurden „Mesh“ wegen musikalischen Fehlverhaltens aus Bristol abgeschoben und im Morgengrauen nach Basildon ausgeflogen. Ja, so kann´s gehen, wenn man zum wiederholten Mal statt des landesüblichen Trip Hops, wie ihn die Kollegen Massive Attack und Portishead als Markenzeichen der Region etabliert haben, traditionell hämmernden und eingängigen Synthie-Pop der frühen 80er macht! Das ist wie Erdbeeren-Essen im Dezember, nämlich unökologisch, unethisch und standortschädigend!
Das mit dem Synthie-Pop muß noch ein bißchen differenziert werden: der dezente Monumentalismus, das viele Geblubber und der schleifende Gesang machen unüberhörbar, wes Geistes Kind Mesh sind, aber das ist einfach eine Generationenfrage (hört man mal alte Black Sabbath-Sachen, riecht man auch sofort den Humus des späteren Hetfield-Crunchs – und trotzdem ist noch was Eigenes bei rumgekommen, also: gesunde Jüngerschaft muß letztendlich kein eigenes Profil verhindern: aus Petrus etwa wurde immerhin der erste Papst!).
Bloße Depeche Mode-Adepten sind Mesh jedenfalls nicht, auch nicht solche der alten Berserker von Front 242, auch wenn ihr Sound einer gewissen Härte nicht entbehrt.
Bei aller Eingängigkeit sind Mesh weit genug von glattem Trash entfernt, dazu sind sie harmonisch zu spröde und im Klang zu verwischt. Und natürlich läuft die Zeit auch nicht rückwärts, elektronisch sind Mesh auf der Höhe der Zeit, von Techno- oder Crossover-Ambitionen halten sie sich jedoch fern. Alles in allem ein akzeptables, wertkonservatives Werk, und in seiner ausgeklügelten Vielschichtigkeit höchst willkommen!
Mesh: The point at which it falls apart
(Synthetic Product/Indigo)