Francis Schiller: Fernsehland

Max Hausmann ist Ende 20 und arbeitet für ein Katastrophenmagazin beim Privatfernsehen: Reality-TV in Reinkultur. Sein Amoklauf am Ende des Buches steht in direktem Zusammenhang mit seinem Job. Moderiert wird die Sendung übrigens von einem alternden, weißhaarigen Anchorman, trotzdem gilt: eventuelle Parallelen zu lebenden Personen sind natürlich rein zufällig….

Also, tauschen möchte man nicht mit Max. Denn die eigentliche Katastrophe ist nicht die am Schluß, sondern die davor: der Redaktionsalltag. Quotendruck, Streß, unprofessionelles Arbeiten, intrigante Kollegen und das permanente Ausschlachten menschlicher Tragödien – wobei nichtmal davor zurückgeschreckt wird, mit dem Tode ringende Brandopfer zu interviewen. Man ekelt dich allein schon beim Lesen…

„Fernsehland“ gehört ins Fach der „Realgroteske“. Die Traumfabrik „Fernsehen“ entpuppt sich als einziger Alptraum, ein Ende gibt´s nur durch Kündigung. Hält man sich dagegen mit Drogen fit, kommt´s schon mal zum final crash, wie bei Max. Rasant katapultieren ihn die Fliehkräfte des TV-Wahnsinns nach draußen, und zwar gründlich. Genauso rasant liest sich übrigens des gesamte Roman, und am Ende weiß man mehr über´s Fernsehen, als man eigentlich wissen sollte. Es ist wie bei der Wurst: das fertige Produkt mag gut schmecken, über die Herstellung sollte man sich lieber nicht allzu gründlich informieren.

Francis Schiller: 
Fernsehland. Eine fast wahre Geschichte
(Rogner&Bernhard bei Zweitausendeins, 1999)

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