V.A.: Pop 2000

Pop 2000 – die Compilation zur Fernseh-Doku oder die Sendereihe zum Sampler? Who knows. Die Idee war eigentlich nicht schlecht: deutsche Musik-Acts covern deutsche Musik-Acts. Aber das Ergebnis ist in ähnlicher Weise versandet wie das optische Pendant.

Die meisten Takes sind so überflüssig wie ein Kropf und so überraschungshaltig wie Fake-Jeans. Nur teurer. Wenn die Guano Apes Alphavilles „Big in Japan“ covern, klingt das genau so, wie man sich die Coverversion eines Alphaville-Titels von den Guano Apes vorstellt. Zumal es nicht weiter schwer ist, die supermelodischen Alphaville-Hooks als Schrammel-Crossover-Band zu adaptieren. „Da da da“ von Herbert Grönemeyer klingt ebenfalls genau so, wie es klingen muß, nur ohne Stefan Remmlers provozierende Apathie. Mit Grönemeyers Remake ist der einstige Anti-Schlager endgültig zum Schlager mutiert. Scheint, als hätten ein paar Leute die Gelegenheit genutzt, endlich mal gegen Geld die Songs zu spielen, die sie selbst gern komponiert hätten. Die Anklage lautet auf „Faulheit“. Nur die allerwenigsten haben sich die Mühe gemacht, den Vorlagen wirkliche Neuinterpretationen zu entlocken, die darüber hinaus auch noch die eigenen Fans überraschen könnten. Grönemeyers „Männer“ in der Version von Nina Hagen – ein Gag, mehr nicht. Letztendlich muß sich halt doch jeder raussuchen, was ihm liegt. Die Echt-Fans eben Echt, die Xavier-Fans natürlich Xavier.

Am frischesten auf „Pop 2000“ klingen noch die Elektronik- und die HipHop-Sachen. Was Jan Delay A.K.A. Eissfeld aus Nenas „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“ rausgeholt hat, ist hinlänglich bekannt und schlicht genial. Was „Yes Sir I can boogie“ trotz deutschem Komponisten auf der Scheibe zu suchen hat, verstehe ich immer noch nicht ganz, schließlich war der Akzent der Baccara-Damen einst erkennbar nicht-deutsch und leider auch allzu ohrenfällig nicht-angelsächsisch, aber der vollkommen verfremdete Groove der 5 Sterne Deluxe – hat was! Abwärts´ „Computerstaat“ im Acid-Scratch-Sound von Westbam straft alle Vorwürfe politischer Abstinenz an die hedonistische Techno-Spaßfront Lügen, und gekreuzt mit der avantgardistischen Neubauten-Energie bringen selbst Das Auge Gottes Hörenswertes zustande.

Fazit: Durchwachsen. Hier lohnt sich beim Kaufen vielleicht sogar die Beschränkung auf wenige gute Single-Auskopplungen.

V.A.: Pop 2000
(Grönland)

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