Broadcast: The Noise Made By People

Diese Klänge sind das Kissen, um die Ohren hochzulegen. Oder die Wolke, wo man die Ohren mal so richtig baumeln lassen kann. Kunst muß nicht wehtun, neinnein. Dieser Kunst kann man sich ohne Argwohn ausliefert, denn sie tut einem nichts.

Easy Listening auf ganzganz hohem Niveau. Portishead klängen so, wenn es im Trip Hop eine ähnliche Veranstaltung gäbe wie den Schlager-Grand Prix. Oder Engelbert, wenn er sich die Aura von Agentenfilm-Soundtracks umhünge und nur noch in Chill Out-Lounges aufträte. Musik für einen Sonntagmorgen. Also für einen winzig kleinen freien Tag inmitten normaler Arbeitswochen, soviel Alltag muß sein. Denn für richtig lange Ferien klingen Broadcast noch viel zu urban und diesseitig. Aber schööööön.

Süße Popmelodien mit hauchzarten Arrangements irgendwo zwischen dem James Last-Orchester und moderner Club-Music. Dazu eine Stimme, so soulig und naiv wie die Daphne aus „Frasier“ (derzeit täglich auf SAT1, meist direkt nach Harald Schmidt). Ich mein natürlich die deutsche Synchronstimme. Und die ist schon eine, die man sich merkt.

Der Broadcast-Sound ist verdammt aufwendig gestaltet, und das macht das Klangbild so luxuriös. Dabei wird hier immer noch gekleckert und der Hörer nicht mit einer Wall of Sound zugeschmissen. Einfallsreichtum und Intelligenz statt reiner Quantität. Da dürfen Streicher und Bläser natürlich nicht fehlen, aber nur dezent im Hintergrund. Das Interessante ist tatsächlich die extravagante Kombination verschiedener Sounds und Instrumentalebenen. Gemessen am Mainstream klingen Broadcast fast schon experimentell, dabei sind die zutaten ziemlich konventionell. Fahrstuhlmusik, B-Movie-Atmo, kantiger Syntie-Pop wie die mittleren Depeche Mode, scheppernde Geräuschkulissen, jede Menge Plüsch und alles, was die aktuelle Lounge-Szene so hergibt.

Die meisten Tracks schleppen sich im Down-Tempo daher, räkeln sich lasziv über ihre Minuten hinweg. Es darf geschwelgt werden in bittersüßer Melancholie und viel Schwarzweiß-Stimmung. „The Noise people made“ ist das akustische Äquivalent zum Augenaufschlag in Großaufnahme. Sehr präsent, mit dem nötigem Pathos und kalkulierter Dramatik. Cool und luxuriös, ein klein bißchen trivial und gleichzeitig ziemlich sophisticated. Empfehlenswert!!!

Broadcast: The Noise Made By People
(Warp/Zomba)

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