Remember the Small Faces? Na klar, „swinging sixties“, booze & speed, girls & fun, musikalisch umgesetzt mit Rhythm & Blues, Melody Beat und Psycho Rock: Songs wie „Here Come The Nice“, „Itchycoo Park“ oder „Lazy Sunday“ wurden zu Hymnen einer Generation, eines Lebensgefühls. Den Mod-Helden die Ehre zu erweisen hatten schon immer durchaus namhafte KünstlerInnen mehr oder weniger originell versucht; vor drei Jahren gab’s ein komplettes Tribute-Album mit dem Titel „Long Agos And Worlds Apart: A Tribute To The Small Faces“ (mit dabei u. a. PRIMAL SCREAM, BUZZCOCKS).
Nun also noch so ein Tribute-Opus? Ausgerechnet von einer deutschen Truppe? Weitgefehlt! Wollie Kaiser & Co. gehen die Sache ganz anders an. Wie hörte sich wohl die Musik einer vor Tatendrang sprühenden Twen-Band im Geiste der Sixties in unseren Tagen an? Wollie Kaiser, renommierter Sessionmusiker und Mitglied der „gefürchteten“ KÖLNER SAXOPHON MAFIA, hat zehn mehr oder weniger bekannte Songs der SMALL FACES hergenommen und sie – das wird manchen beinharten SF-Fan schmerzen – kurzerhand durch den „Wolf gedreht“. Da muss man bisweilen schon zweimal hinhören, um das Original vage erkennen zu können. Neue Musik sollte entstehen, die musikalische Struktur der Songs diente allenfalls als „basement“. Mit zeitgemäßen Grooves (Ulla Oster/b und Martell Beigang/dr übernahmen den Part der „klassischen“ rhythm section), mächtig viel Electronics (Joker Nies), variabel-exzessivem „Gebläse“ (Wollie Kaiser) und sanft-schneidigem Sologesang (Irene Lorenz) verleihen die Fünf jedem Song ihre persönliche Note. Gibt’s für diesen Stil-Mix ’nen Namen? „Industrial Psychedelic Avantgarde Jazz“ vielleicht? Braucht das überhaupt einen Namen, eine Schublade?
Mir ist klar, dass die Mehrzahl der eingeschworenen SMALL FACES-Fans diesen „new traces“ kaum folgen wird; wer hat schon Lust und Laune, sich auf völlig neue, ungewohnte Töne einzulassen? Mir geht’s da oft auch nicht anders. Aber bei öfterem Hinhören entdeckte ich doch reizvolle Elemente in den TIMEGHOST-Versionen – vor allem bei Songs, die man in und auswendig kennt (z. B. „Itchycoo Park“). Ich spüre, die Fünf haben sich nicht nur was einfallen lassen, es hat ihnen auch Spaß gemacht, und sie haben trotzdem bei aller Schrägheit den „kleinen Gesichtern“ Respekt gezollt. Ich denke, Steve & Ronnie werden sich „da droben“ mächtig über diese „fucking great shit music“ amüsieren!
Wollie Kaiser TIMEGHOST: New Traces For Old Aces: Re-cover-ing Small Faces (JazzHausMusik)