The Small Faces: Under Review

Zugegeben, ich hatte mir von dieser DVD etwas mehr versprochen als „nur“ eine „unabhängige kritische Analyse“ (so der Untertitel) zu einer der wichtigsten britischen Bands der 1960er Jahre. Die Small Faces starteten 1965 als R & B-Epigonen, entwickelten sich schließlich zu einer ernstzunehmenden Beat-, letztlich psychedelisch angehauchten Rockband, die mit ihrem finalen Album „Ogdens‘ Nut Gone Flake“ (1968) Musikgeschichte schrieb und etliche nachfolgenden Genres – von Punk, Hardrock bis BritPop – nachhaltig beeinflusste.

Eine illustre Auswahl an britischen Musikjournalisten (Chris Welch, Keith Alltham und Nigel Williamson), Biographen (Paolo Hewitt) und bekennenden Fans (John Hellier, seines Zeichens Herausgeber des WAPPING WHRAF-Fazines; Dave Clark, Discograph) kommentiert anhand der wichtigsten Small-Faces-Singles (What’cha Gonna Do About It, Sha La La La Lee, All Or Nothing, Can’t Make It, Here Comes The Nice, Itchycoo Park, Tin Soldier, Lazy Sunday, The Universal) die rasante, wenn auch relativ kurze Karriere der Modband aus dem Londoner East End.

Die DVD-Macher greifen bei der audiovisuellen Ausstattung vorwiegend auf britisches und vor allem deutsches (!) Archivmaterial zurück: natürlich Sequenzen aus der Halbplayback-Sendung „Colour Me Pop“ (zwecks „Ogdens‘ Nut Gone Flake“-Promotion), aus der „Morecombe & Wise“-Show der BBC sowie Radio Bremens „Beat-Club“ und der „Beat. Beat, Beat“-Live-Serie des Hessischen Rundfunks (mitgeschnitten wurde übrigens 1966 nicht in der Offenbacher Stadthalle, wie oft behauptet, sondern in der „American High School“ in Frankfurt!). Klar, man hätte sich nicht nur Ausschnitte gewünscht, sondern möglichst die Aufnahmen komplett. Denn die (deutschen) hatte man sich in den 1980er bzw. 1990er Jahren bei den Wiederholungen in den 3. Programmen auf VHS gezogen.

Für die „Die-hard-fans“ bringt diese DVD also praktisch nix Neues. Für Leute, die einen Einstieg in das oeuvre dieser doch etwas verkannten Band um das Autorenpaar Steve Marriott und Ronnie Lane suchen, lohnt sich das Teil durchaus. Schade, dass keiner der beiden Überlebenden des Quartetts, Ian McLagan und Kenney Jones, in das Projekt mit einbezogen wurde. Ganz nett übrigens zum Ausklang der knapp 60-minütigen Scheibe ein garnicht mal so einfaches Small-Faces-Quiz. Die spärliche Diskographie ist verzichtbar.

The Small Faces
Under Review DVD
Chrome Dreams/inakustik
VÖ: 3.2.2006

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