Viele Gazetten der internationalen Musikpresse – siehe NME, Select (beide U.K.) und The Source (US) – sind derzeit von der Diskussion beherrscht, ob Musik nicht wieder politischer werden sollte. Eine durchaus sinnvolle Erörterung, schließlich könnte zuviel oberflächliches, belangloses Geseiere aus der Pop-Ecke die Gehörgänge schnell verschmalzen. Diesen Stein ins Rollen gebracht haben in den vergangenen Wochen/Monaten mitunter Acts wie Rage Against The Machine (The battle of Seattle?), Primal Scream, Dead Prez (HipHop-Newcomer der besonderen Art) und nicht zu vergessen die britische Revoluzzer-Formation Asian Dub Foundation, die schon immer gegen politische und gesellschaftliche Missstände revoltiert haben.
„Community Music“ will die Gemeinschaft, also uns Menschen, die wir bitte alle an einem Strang ziehen soll(t)en, ansprechen. Im Idealfall soll(t)en Anhänger der Neuen Mitte bzw. der New Labour-Bewegung wachgerüttelt werden aus ihrem lethargischen Politschlaf. „Sell the flag to the youths, but who swallows the Not enough schools, not enough homes, just ‚phoney care‘ in his millennium dome, more prime cuts than beef on the bone, and there are too many questions you are not answering tone bill“ heißt es stellvertretend im Opener „Real Great Britain“. Die Message ist klar und unmissverständlich contra Tony Blair und dessen scheinheilige Politik (Hello, Mister Schröder!). Diese frustrierte und wütende Haltung zieht sich durch das komplette Album. Vor nichts wird halt gemacht. Sei es der Börsenboom („Crash“) oder die Korruption in den Reihen der Polizei („Officer XX“). Ihr sollt aufstehen und euch wehren, nicht mittels Gewalt, sondern mittels eurem Intellekt. Lasst euch nicht weiter unterbuttern oder die Augen zuschmieren und versucht, etwas zu bewegen. Die Wahrheit ist überall zu finden, macht nur die Augen auf und sucht sie. Vielleicht wurde sie von höherer Stelle versteckt („Truth Hides“). Community music!
Bevor ich es vergesse: Bobby Gillespie (Primal Scream) hat einmal gesagt, ADF seien die beste Live-Band Großbritanniens. Das hat auch einmal ein werter ex-Kollege von mir behauptet. Muss demnach stimmen. Kann ich mir auch lebhaft vorstellen. ADF sind dank der einzigartigen Mischung aus Rap, Jungle, Ragga, Reggae, Dub, Samples und der rocktypischen Konstellation Gitarre-Bass-Schlagzeug ein tanzbares und daher antreibendes Ereignis.
Asian Dub Foundation
Community Music
(London/eastwest)