Mitte der Neunziger hatte ich den Eindruck, dass die Plattenindustrie alles signed, was weiblich ist, bigott erzogen wurde und im Idealfall noch authentisch ein Instrument halten konnte. Um viele von diesen „angry young women“ ist es sehr ruhig geworden. Einige, wie z.B. Fiona Apple, haben sich für das zweite Album lange Zeit gelassen, um jetzt -nach dem großen Hype- ihr neues Werk zu präsentieren. Auch Tracy Bonham hat eine Pause von rund vier Jahren hinter sich und legt mit „Down Here“ ihr zweites Werk vor. Sollte sie in dieser Zeit in Vergessenheit geraten sein, zeigt sie jetzt sehr deutlich, dass ihr Erfolg mit „The Burden Of Being Upright“ keine gepushte Eintagsfliege war.
Sind die beiden ersten Nummern noch erstaunlich geradlinig und eingängig („Behind Every Good Woman“ hat schon fast Hit-Potenzial), setzt Tracy Bonham im weiteren Verlauf auf eine wilde, aber stimmige Mixtur aus Glam, verzerrten Sounds, Grunge, Rock und eben den Bonham-typischen Violinenklängen. Und wer sich die Mühe macht und mehrmals hinhört, entdeckt dann solche Songperlen wie das treibende „Fake It“ oder die Abschlussballade „Give Us Something To Feel“. Ich könnte jetzt noch schreiben, dass sich das Warten gelohnt und Tracy Bonham einen großen Schritt nach vorne gemacht hat, aber das klingt halt immer so ausgelutscht. Deshalb: Hört´s euch einfach an!
Tracy Bonham: Down Here
(Island Records)