Guter Lounge-Pop ist eine Gratwanderung. Zwischen zarter, verträumter Schwerelosigkeit und herber Sprödigkeit. Wirklich guter Lounge-Pop klingt nicht kitschig, sondern sophisticated. Und da hat die Aluminum Group aus Chicago (Frank und John Navin) derzeit die Nase vorn. Der Album-Titel „Introducing…“ ist wörtlich zu nehmen, denn in Deutschland ist es die erste Veröffentlichung des Duos, und sie umfasst das Beste aus den bisherigen drei Alben „Piano“, „Wonder Boy Plus“ und „Pedals“.
Egal, wie üppig die Arrangements (Streicher, Hörner, Flöten und etliche weitere Bläser, funky E-Gitarren, dezente Noise-Effekte, Sitar, Vibes und Moogs) – die Aluminum Group inszeniert ihren Sound mit leichter Hand. Mal als in sich versunkenes Tastenspiel, als schlanker Akustik-Pop oder jazzy mit Fusion-Flair und elegantem Swing.
So schillernd der Sound, so distinguiert wird er präsentiert. Melancholischer Bar-Gesang ist das Ekstatischste, was man auf diesem Album finden wird, verschmolzen mit federleichten Harmonie-Vocals. So schwelgte man sich in den 70ern schon in den siebten Himmel, Burt Bacharach und Engelbert lassen grüßen, aber es geht eben auch ohne Testosteron-Keule. Und in modernem Gewand ohne Retro-Verdacht, mit geschickt verwobenen Loops und intelligent genutzten Drum Computern. Der schwüle Lounge-Sound hat den Sprung ins 21. Jahrhundert geschafft, er findet sich bei Mike Flowers Pops, bei den Tindersticks – und bei der Aluminum Group, der zartesten Versuchung, seit es Romantik gibt.