Was soll ich sagen: Wieder zu spät. Daher ab jetzt keine Versprechungen mehr. ‚Tschuldigung dennoch. Nun aber zu Big L, Busta Rhymes, The Creators, Dilated Peoples, Drama, Eve, Lil‘ Kim, Gunshot, J-Shin, Jurassic 5, The Pharcyde, Trick Daddy, Trina, den beiden Samplern Ryde Or Die Vol. II und 2001: Rhyme Odyssey sowie Absolute Beginner, Das Bo, 5 Sterne Deluxe, MC Rene, Plattenpapzt, Sékou The Ambassador, Spax und Texta.
From the US…
Es ist unglaublich traurig, dass ein solch großartiges Talent wie Big L nicht mehr unter uns weilt. Am 15. Februar 1999 wurde er auf offener Strasse erschossen. Lamont Coleman wuchs in Harlem, New York auf und begann als 9-jähriger seine ersten Reime zu schreiben. Als er 16 Jahre alt war, wurde der New Yorker Produzent Lord Finesse auf ihn aufmerksam. Der brachte den Youngster zu D.I.T.C. und versorgte ihn mit einem Plattenvertrag. Jetzt, da er schon über ein Jahr tot ist, veröffentlicht Rawkus in Kooperation mit Flamboyant Records sein Vermächtnis. „The Big Picture“ (Rawkus/PIAS/Connected) setzt sich aus noch unveröffentlichten Material zusammen, dass es verdient hat, die Ohren der HipHop-Headz zu erreichen. Als Gäste sind Tupac Shakur, Fat Joe, Kool G Rap, Big Daddy Kane, Sadat X, Guru und andere US-Helden zu hören. So gut „The Big Picture“ auch ist, es ist umso trauriger, dass Big L im Rahmen sinnloser Schiesserein sein Leben lassen musste. Er hätte der neue Schweif am Horizont werden können und uns noch Jahre lang mit erstklassigen Tracks beglücken können. So sind es leider „nur“ 16 Vermächtnisse geworden, von denen einige wahrscheinlich bald zu den Klassikern gezählt werden. Ich denke da an „Deadly Combination“, „Fall Back“ und natürlich die erste Singleauskopplung „Flamboyant“.
Ich weiß ganz genau, warum mir das vierte Werk von Busta Rhymes nicht so zusagtt. Der liebe Herr Rhymes war und ist zu präsent. Wenn ihr es heutzutage schafft, ein Chart-HipHop-Album zu kaufen, auf dem der durchgeknallte Irrwitzige nicht einen Gastjoint beisteuert, ist das einem Wunder gleich. Wer wundert sich da noch, dass einem auch der zugegebenermaßen innovative Style des Busta Rhymes irgendwann notgedrungen zum Hals raushängt. Es kommt der Punkt, an dem Schluss ist. Dieses Schicksal kann „Anarchy“ (Elektra/Eastwest) nicht ganz abwenden. Er hatte es übertrieben und jetzt bekommt er die Quittung. Weniger ist manchmal mehr. Traurig eigentlich, dass sich dieses kongeniale Talent dermaßen für seine Kommerzialisierung verheizen ließ. Fast so als würde morgen die Welt untergehen.
Ich möchte dem Album nicht jegliche künstlerische Potenz und Qualitäten absprechen. Einige Songs sind exzellent und von hoher Halbwertzeit: „Salute Da Gods!!“, „Bladow!!“, „Get Out!!“, „The Heist“ oder „Here We Go Again“ beispielsweise. Ich mag vielleicht eine Art Allergie gegen den Herrn haben (auf jeden Fall gegen Lenny „I’m so fucking retro“ Kravitz, der bei „Make Noise“ die Saiten springen lässt). Entscheidet selbst. Drücken wir ihm die Daumen, dass nicht viele meiner Meinung sind und er wiederum im Shaft-Remake (demnächst in eurem Kino!) eine gute Figur abgibt.
Zwei Jahre haben Simon und Julian gebraucht, um dieses Album zusammenzustellen, sich die Finger Wund zu telefonieren und Rapper jeglicher Couleur für dieses Projekt zu gewinnen. Der Aufwand hat sich gelohnt. Das kann man getrost konstatieren. The Creators haben in Form von „The Weight“ (Bad Magic/Wall Of Sound/Virgin) ein Manifest britischen HipHops erschaffen. Sie haben eigentlich die Schnauze voll davon, als beste britische HipHop-Produzenten gehandelt zu werden und haben daher internationale Gäste eingeladen, um zu beweisen, dass sie weltweit konkurrenzfähig sind. Ob in Kooperation mit Mos Def & Talib Kweli, Tribel, El Da Sense, Graig G, Lootpack oder Shawn J. Period, F.T. & Mike Zoot, sie zeigen ihre Skills. Wer wird jetzt noch an den Fähigkeiten des Duos zweifeln?
Old School-HipHop erfreut sich weiterhin steigender Beliebtheit. Das mag an den übermäßig perfekt produzierten und damit teils leblos wirkenden Produktionen der vergangenen Monate liegen – siehe Ruff Ryders, Puff Daddy & Co. Spätestens mit Mos Def (East Coast) und Jurassic 5 (West Coast) kam der alte Wind zurück. Ihre Präsenz unterstrich, dass alt nicht unbedingt schlecht meint. Auch die Dilated Peoples sind von den alten Werten des HipHop angetan und tun ihr bestes, diese zu verteidigen. „The Platform“ (Capitol/EMI) ist ein gelungenes Old School-Debüt, das besonders denjenigen gefallen wird, die zu Beginn der Neunziger mit HipHop erstmals in Kontakt kamen.
Schüsse, Schreie, Explosionen, Sirenengeheul, Funksprüche. So fängt „Cruisin‘ Drama“ (Tight IV Life/EastWest), das Album von Drama an. Was dem Intro folgt, ist einmal mehr schlechter US-HipHop mit Herkunft Atlanta und der Marke „Das muss ein Chartbreaker werden“. Da haben sie nur die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Amateurhafte Kopie des Ruff Ryders-Sounds, wie ihn DMX, Eve und ihre Crew-Mitglieder unters Volk streuen. Von Bass und phatten Beats kann gar nie die Rede sein. Und zur Krönung das militante Image, das sich dieser Kerl zugelegt hat. Da wird mir ganz anders. Das hat er sich eingeimpft, seitdem er im Knast im Gleichschritt marschieren musste. Ich glaube, dabei wurde seine Birne noch weicher.
Derbe zur Sache geht es natürlich bei Eve (Jihan Jeffers), die seit langem der Ruff Ryders Crew angehört. Sie ist für ihre große Klappe und ihren Hang, wenig Kleidung am Leib zu tragen bekannt. Die aus Philadelphia stammende Rapperin wagt nun den Schritt raus aus der Crew, hinein in das Solodasein. „Ruff Ryders‘ First Lady“ (Interscope/Motor) hätte eine Bereicherung des female rap sein können. Nur ist das von Dee, Waah und den Swizz Beatz produzierte Album kein Reißer. Philly-Schreie hier, Philly-Schreie da. Alles gut und schön. Doch wo bleibt der Kick, das Neue, das Außergewöhnliche? Zu viel Prollgehabe und das auch noch auf ernst gemacht. In dieser Verfassung wird Eve nie den Status von Missy Elliott oder Lil‘ Kim erreichen. Letztgenannte hat mit „Notorious Kim“ (Atlantik/Eastwest) zugegebenermaßen ein schwaches Album abgeliefert. Okay, auch hier ist Sex ein wichtiges Mittel, um die Promotionkampagne auf Hochtouren zu halten. Aber sie hat Ausstrahlung und den besseren 5-Jahres-Plan in der Hinterhand. No matter what they say!
Was den Creators (siehe oben) mit ihrem Debüt gelungen ist, das wollen anscheinend ihre Landmänner Gunshot ebenso erreichen. Die Rede ist vom „International Recue“ (Words Of Warning/EFA). Eigens dafür haben sie sich reformiert und erneut den Weg ins Studio angetreten. Gefallen hatten die mir früher ja nicht. Heuer weiß ich mehr mit ihrer Musik anzufangen und muss gestehen, dass mir der politisch engagierte Rap der vier Briten zu gefallen weiß. Ein wenig alte-Schule-HipHop mit Cypress Hill-mäßigem Rapgesang und einer gehörigen Portion Groove und guter Kopfnickerqualität. Zehn Jahre Bandbestehen bürgen für einen nicht abzusprechenden Erfahrungswert. Fazit: Großbritannien rockt wieder kräftig mit im internationalen HipHop-Reigen. Ohren auf!
Ich möchte an dieser Stelle auf J-Shin, einen Labelkollegen von Trina und ebenfalls mit Trick Daddy befreundet (der übrigens Labelchef ist), zu sprechen kommen. Auch er erfüllt auf den ersten Blick einige Klischees: Ärsche und Titten im Booklet und Goldschmuck am Körper. Dazu weiße Anzüge und ein gestrenger Blick. Ja, das Leben in Miami im Reichtum muss tough sein. Oder sollte es zuckersüß sein und J-Shine deshalb mit „My Soul, My Life“ (Slip-N-Slide/EastWest) ein R’n’B- anstelle eines HipHop-Albums abgeliefert haben? Sein Gesang hat zwar Wärme und Soul. Seine Texte sind nicht ganz so schlecht wie man annehmen sollte. Obwohl ich ihm nicht abnehme, dass er im Ghetto lebt. Wer jedoch auf die Musik achtet, der wird erkennen, dass hier nicht geklotzt, sondern gekleckert wurde. Klingt nämlich verdammt cheesy und klinisch. Da geht jegliche Zuneigung für das Stimmvolumen mit dem ersten blechernen Beat oder Computer-Hi-Hat-Schlag flöten.
Die West Coast-Underground-Heroes J5 (oder auch Jurassic 5) sind wieder da. Nach einer EP und anschließendem Labelwechsel, beehren sie unser aller HipHop-Herz mit „Quality Control“ (Interscope/Universal). Einem Qualitätscheck muss sich diese Crew keinesfalls unterziehen, schließlich handelt sich um keinen allzu großen Geheimtipp mehr. Die Künste der sechs Burschen haben sich bis in unsere kalten Gefilde rumgesprochen. Zusammen mit den Dilated Peoples, The Roots und Mos Def zählen sie zur Zeit zum besten, was der intelligent gemachte und in die Tiefe gehende US-Underground-HipHop zu bieten hat. Da werden sofort wieder Gedanken an die seligen A Tribe Called Quest und frühe De La Soul geweckt und das Schwärmen geht los. Vier MCs und zwei DJs heißt die Zauberformel von J5, und hoffentlich werden sie noch lange von dieser Harmonie zehren können. Goldkettchen in den Müll und lauscht dem conscious rap, der vor Jahren seine Samen ausstreute und nach langer Dürreperiode wieder geerntet werden darf.
Auch sie sind wieder da: Nach dem Fast-Split und dem vorangegangen Verlust gleich zweier Mitstreiter haben The Pharcyde als Duo die Kurve bekommen. Einen neuen Vertrag in der Tasche haben sie natürlich auch. Jetzt wollen sie wieder an Boden gewinnen und veröffentlichen vor dem Ende Oktober folgenden Album die Single „Frontline“ (Four Music/Sony Music). Nicht mehr mit solch hohem Spaß- und Irrsinnsfaktor wie noch zu „Bizarre Ride To The Pharcyde“, aber keineswegs schlecht und weiterhin innovativ und oberste Liga. Der Remix kommt übrigens von den Stuttgarter Turntablerockern DJ Hausmarke und DJ Thomilla.
Trick Daddy ist laut einem kleinen Hörspiel zu Beginn von „Book Of Thugs: Chapter A.K., Verse 47“ (Slip-N-Slide/EastWest) der letzte Thug gewesen. Zuletzt war es seine Single „Nann Nigga“, die in die US Charts wie eine Bombe einschlug und den Mann aus Florida berühmt machte. Seine Songs sind erträglicher als die seiner KollegInnen. Wobei auch er geprägt ist von Rotlichtbezirken und Gewalt auf den Strassen in Miami. Seine Polizeiakte gibt eindeutige Hinweise auf seinen Werdegang: Er zog mit Waffen durch die Strassen und konsumierte natürlich Drogen und wurde für beides erwischt. Sieht man über diese Klischees hinweg und konzentriert sich auf die Musik, muss man konstatieren, dass Trick Daddy durchaus eine Bereicherung für die in Miami ansässige HipHop-Szene ist. Das heißt nicht, dass ein jeder mit der poppigen Variante des Südens gut bedient ist. Ich für meinen Teil möchte Trick Daddy sein Talent nicht absprechen und kann versichern, dass er im direkten Vergleich zu Trina (siehe unten) und J-Shin (siehe oben) herausragend ist, doch auf die gesamte HipHop-Welt projiziert, ist Trick Daddy ein kleiner Fisch – zumindest in meinen Ohren.
Sie möchte die baddest bitch sein und pöbelt lautstark rum, gibt sich schlampig, nimmt das Wort bitch öfters in den Mund als manch anderer Luft nimmt und erfüllt eigentlich alle Vorurteile, die mir so einfallen: sexgeil, laszive Fotos, Albumtitel mit besagtem B-Wort etc. Trina ist nicht auf dem besten Weg, denn im Gegensatz zu den Staaten ist „PopHop“ in Europa gar nicht angesagt. Hier interessiert sich kein Schwein für Master P und seine Posse. Dieses Schicksal könnte auch Trina, eine gute Bekannte von Trick Daddy, ereilen. HipHop ohne jegliches Niveau, in dem es nur um bitches, motherfuckers, weed und money geht. Das braucht niemand. Da kann die Musik noch so charttauglich sein, „Da Baddest B***h“ (Slip-N-Slide/EastWest) ist ganz schwach.
Und weiter geht es mit meinen Freunden von der kommerziellen HipHop-Fraktion. „Ryde Or Die Vol. II“ (Interscope/Motor) hat sich lange schon angekündigt, jetzt liegt die zweite Ruff Ryders-Compilation auf meinem Tisch. Kein Knüller sage ich. Hatte ich nicht anders erwartet. Einzig und allein die Tracks von Method Man, Redman und Sheek („2 Tears In A Bucket“) und Busta Rhymes und den Swizz Beats („Fright Night“) sind klasse. Der Rest kann ungehört eingestampft werden.
Das Jahr 2001. Einst Ideengeber, SciFi-Romane zu schreiben, heute Tagesgeschäft. Mit dem Mikro in der Hand durch das All schwebend den Geist des HipHop verbreiten? Gut, dass dieses Vorhaben mit entsprechend exquisiten Acts flankiert wird. Nicht dass wir uns in der Ferne blamieren. Bei „2001: Rhyme Odyssey“ (Guidance/EFA) sind u.a. The Giant, The High & Mighty (feat. Mos Def), Dilated Peoples, Common (Remix-Track seines Debüts), Afu-Ra, Big L, Missin‘ Linx und die Swollen Members mit an Bord. Da kann eigentlich nichts anbrennen. Neuling Pablo, Mitglied der schottischen Scratch Pickles, liefert derweil das obligatorische Intro und feiert einen guten Einstand ins internationale Geschäft. Eine genüssliche Compilation, die den conscious rap zurück in die Wohnstuben bringt. Ich bin gespannt auf das erste Reime abfeuernde Marsmännchen: „Yo, my man, I’m from Mars and I will assimilate all ya mothafuckas!“
… to Hamburg Beach, Köllifornia and Vienna City.
Remixalben sind so eine Sache. Eigentlich sind sie unnötig. „Bambule Boombule“ (Buback/Motor) sollte jedoch nicht leichtfertig übergangen werden. Schließlich ist es die remixtechnische Aufbereitung eines der besten Deutschrap-Alben aller Zeiten: „Bambule“ von den Absoluten Beginnern. Es soll Leute geben, die sich an eben jenem Meisterwerk satt gehört haben – obwohl ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen kann. Die können sich fortan an nicht minder interessanten Remixen der „Klassiker“ erfreuen. Mir zumindest gefällt diese Übergangsplatte. Meine Frau, anerkannte Beginnerin, mag es gar nicht. Insofern bleiben Remixscheiben wohl Geschmackssache. Check it yourself!
Der Ober-Party-Sommer-Hit des Jahres kommt natürlich vom Reimegott und Obertexter Das Bo. Sein Miami Beat-HipHop-Solo-Experiment „Türlich, Türlich (Sicher, Dicker)“ (YoMama/Zomba) ist wie eine Bombe eingeschlagen und hat gar die Nicht-HipHop-Headz vollends von der Tragweite und Genialität einheimischen Gerappes überzeugt. Da geht was, meine Damen und Herren. Da hat der Arsch Kirmes. Ich bin down mit dir, Bo. Und mir werden viele folgen. Ganz sicher, Dicker!
Und wo Bo ist, das sind seine 5 Sterne nicht weit. „Die Leude“ (YoMama/Zomba) heißt die Comeback-Single von 5 Sterne Deluxe und wird auf dem Album „Wieder 3 Jahre Zu Früh“ zu finden sein. Hoffen wir, dass entgegen dem Albumtitel die vier Hamburger nicht wieder am Erfolg vorbeischrammen, nur weil sie ihrer Zeit ein paar Monate voraus sind. So ist es letztendlich ihrem Debüt „Sillium“ ergangen.
Die drei neuen Tracks auf „Die Leude“ (plus Remix des Titelstücks) lassen erahnen, dass sie die HipHop-Kiddies erneut aufrütteln wollen und uns ein wahnsinnig eingängiges Album ins Haus steht, das die eng gesteckten Deutschrapgrenzen mit Hochgeschwindigkeit zu durchbrechen droht. „Die Leude“, „Yes Sir, I Can Boogie“ und „Newsledder“ sollen für immer in meinem Auto laufen und mich bei jeder Fahrminute glücklich machen. Wer hat den Jungs nur beigebracht, solche Ohrwürmer zu produzieren? Yes Sir, I can boogie, boogie woogie… Yes Sir, I can boogie… Ach, es ist so schön zu boogen und zu woggen.
Das Kölner Label ist zwar nicht mehr dick zugange mit MC Rene, hat es sich andererseits nicht nehmen lassen, im Zuge der Veröffentlichung von „Ein Album Namens Bernd“ eine Art Best Of-Scheibe des MCs auf den Markt zu werfen. „Reneflektion“ (Mzee/EFA) heißt das Teil und hat die Maxis der Jahre 1993 bis 1998 (inklusive der darauf befindlichen Remixe) sowie ein wenig unveröffentlichtes Material zu bieten. Für MC Rene-Fans und ihn selbst wohl eher ein zweifelhaftes Vorgehen seines ex-Labels. Wer bis dato „Ein Anderer Ausflug“, „Reimenergie“ und „Köllifornia“ nicht kannte, sollte ruhig reinschnuppern. Alle anderen sollten sich lieber „Ein Album Namens Bernd“ widmen.
Unzählige Gäste tummeln sich bei der Audienz beim Plattenpapzt, der logischerweise „Full House“ (Jive/Zomba) hat. Der Düsseldorfer DJ wurde durch seine ehemalige Crew Fresh Familee bekannt, kapselte sich jedoch ab, um solo seine Ideen zu verwirklichen. Das führte über sein Debüt „Plattenpazt & Freunde – Alles Wird Gut“ über seine im Düsseldorfer Club Zakk veranstaltete Partyreihe „Skillz und Technix“ hin zu diesem bis unter die Regenrinne vollgestopftem Haus. Er hat die Beats und Cuts zur Verfügung gestellt und seine Gäste die Reime und ihre Stimmen. Eine wahrlich gute Idee, die in den Staaten ja schon Gang und Gäbe ist. Nur leider wissen nicht alle Tracks zu überzeugen. Zu den Highlights zählen Tefla & Jaleel („Wenn Zonis Reisen“), Gentleman & MC Rene („Feel It“), Too Strong („Boogie Nights“), Afrob & Wasi („The Soul“), Ferris MC & DJ Stylewarz („Das Beste“) und Brixx („Dicks“).
Die FK Allstars kommen gar nicht mehr zur Ruhe und haben aus dem Livealbum „En Directo“ den ersten SoloTunet von Sékou The Ambassador ausgekoppelt. „A Life Long Thing“ (Four Music/Sony Music) ist ein Track in bester FK-Manier und live einer der besten Singalongs dieser Saison. Die Live-Version auf dieser 12″ wird nicht nur von den Allstars, sondern auch vom 100-köpfigen Berner Chor unterstützt (!).
Deutscher HipHop boomt und manchmal weiß unsereins gar nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Spax ist auch einer, der mehr vom großen Kuchen haben möchte. „Alles Relativ“ (University/Universal) heißt sein Album und es birgt einige Überraschungen. Zum Beispiel der großartige, nur mit Akustikklampfe und Percussions eingespielte Tune „Alles Wird Gut“ oder die Kollabo mit Afrob („Waffenbrüder“). Besonders die Produktion des Albums hat es mir angetan, die sehr fett und kompakt klingt. Da gibt es keine Kanten oder Ecken. Alles ist rund, alles ist gut.
Texta brechen für uns ein paar „Sprachbarrieren“ (Plattenmeister/Indigo) und lassen uns Grüße aus Österreich zukommen. Die vier Wiener Rapper geben dabei zwei neue Tracks zum Besten („Sieben“, „Sprachbarrieren Pt. 2“) und drei Remixe zu „Vorbei“, „Sieben“ und dem Titeltrack der 12″. Deutlich besser als der Durchschnitt, der teilweise an Niveau zu verlieren scheint.
Phat World VIII erscheint auch irgendwann. Türlich, türlich, Dicker!