Im Vorfeld der Veröffentlichung von „Parachutes“ konnte man in der englischen Presse viel Lob über Coldplay lesen. Das macht natürlich skeptisch und veranlasst, eine viel gelobte britische Band mit besonders samtigen Handschuhen anzufassen und ob ihrer Qualitäten genauestens zu untersuchen. Diese Skepsis ist im Falle Coldplay jedoch unangebracht. Das weiß man spätestens, wenn man „Shiver“, den zweiten Song ihres Debüts, gehört hat. Der Opener „Don’t Panic“ stimmt nur ein auf das, was folgen soll und gibt noch nicht wirklich die Marschrichtung vor.
Die einen sagen, es handele sich wieder um eine dieser Travis-Bands. Die anderen sagen: Hurra, endlich wieder britische Musik mit Tiefe und Charakter. Die Vergleiche zu Travis oder auch Radiohead bieten sich zwar an, doch Coldplay haben ein eigenes Gesicht. Dieses ist auch von Melancholie gezeichnet und offeriert uns dabei so begeisternde und einprägsame Melodien wie in eben jenem „Shiver“, „Yellow“ und „We Never Change“. Nicht zu vergessen der Ohrwurm „Everything’s Not Lost“ oder „Trouble“, bei dem sich ein Querverweis zu Pink Floyd nahezu aufdrängt. Neben all den verlockenden Tönen, die den zumeist akustischen Gitarren entlockt werden, liegt die Dominanz der Songs in den Händen von Sänger, Gitarrist und Pianist Chris Martin. Seine Stimme bringt erst die richtige Farbe ins Spiel und verziert die hervorragenden Songs mit der der Band eigenen Atmosphäre und dem nötigen Pathos. Großartig!
Coldplay: Parachutes
(Parlophone/EMI)