Radiohead – Kid A

Etwas spät, aber vergessen wollen wir „Kid A“ von Radiohead nicht. Dieses Album wird überall über den Klee gelobt und zu einem Meisterwerk erkoren, bevor sich nur ein Körnchen Staub auf sein Cover niedergesetzt hat. Da fällt es schwer, anderer Meinung zu sein. Warum auch?

Radiohead haben mit Kommerz rein gar nichts am Hut. Das lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass die Track-Indizes auf der CD kurz vor den eigentlichen Beginn der Songs gesetzt wurden. Oder keine Videos drehen, der CD ein kryptisches Booklet (unter dem schwarzen Tray versteckt) beilegen und ihrer Experimentierfreudigkeit noch mehr Freilauf gelassen haben.

Vielleicht fühlten sie sich von artverwandten Bands wie Sigur Ros oder Godspeed You Black Emperor! beflügelt. Sie scheren sich auch wenig um das, was angesagt ist. Allerdings ist gerade das wieder in. Sei’s drum.

„Kid A“ ist – da schließe ich mich meinen unzähligen Vorrednern gerne an – eine meisterliche Scheibe, die in diesem Jahr der Veröffentlichungszeitmessung herausragt. Man wird es nicht im Vorbeigehen hören, geschweige denn verstehen. „Kid A“ ist ein Album, das man sich am besten in aller Ruhe und Abgeschiedenheit zu Gemüte führt. Jede Sekunde zählt. Dauernd passiert etwas und immer wieder wird man Neues in den zehn Stücken entdecken und lieben lernen. Im Grunde das richtige Album für dieses Jahreszeit. Mit viel Wärme, Eleganz und vielen Visionen. Lediglich das einen zur Eissäule erstarren lassende „Idioteque“ fällt völlig aus dem Rahmen. Dafür verantwortlich sind die blecherne Rhythmusvorgabe und die dumpfen Beats.

Vinyl-Fans sollten übrigens aufpassen. „Kid A“ ist nämlich als schickes Doppel-10-Inch auf den Markt gekommen. Zugreifen!

Radiohead
Kid A
(EMI)

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