Man sollte sich von gängigen Modellen der Gitarrenmusik lösen, tastet man sich an Godspeed You Black Emperor! heran. Sie haben eine ungewöhnliche Auffassung von melodischer Rockmusik. Ihr neues Album „Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven“ wird einen auf eine Reise in ein entferntes und unbekanntes Terrain entführen. Es sei denn, man ist bereits mit „Kid A“ von Radiohead oder den Veröffentlichungen von Sigur Ros oder Mogwai vertraut. Dann ist zu erahnen, was einem gutes widerfahren könnte. Egal ob Post-Rock, epischer Rock, orchestrale Instrumental- oder sphärische Filmmusik, eine adäquate Schublade muss für GYBE! erst noch gezimmert werden.
Wie schon auf ihren vorherigen Platten „F#a# Infinity“ und „Slow Riot For New Zero Kanada E.P.“ ziehen ihre Kompositionen den Hörer in einen unwiderstehlichen Bann. Die kanadische Band, bestehend aus neuen Mitgliedern, bedient sich Streicher, Bläser und Piano, marschierenden Schlagzeugrhythmen und repetitiver Klangmuster, die auf eruptive Höhepunkte zulaufen. Man könnte von kathartischer Musik sprechen: die Seele reinwaschende Musik, der man sich anvertrauen kann, die einen wie paralysiert treiben lässt und die einem Freiheit schenkt. Sie können aber auch Furcht einflössen. Die fünf Songs auf zwei CDs bzw. zwei Alben verteilt und in kürzere Soundsequenzen eingebettet sind nicht geeignet, um mit Freunden geteilt zu werden. Am besten man hört sie im Dunkeln allein zu Hause oder auf dem Boden liegend unter freien Himmel und liefert sich ihnen bedingungslos aus.