Steve Van Till ist Mitglied bei Neurosis und deren Parallelband Tribes Of Neurot. Mit dem apokalyptischen, brachialen Sound der Kalifornier, hat das erste Soloalbum des Gitarristen aber gar nichts zu tun. Zwischen 1996 und 1999 hat er in Zeiten der Muse und Stille zuhause gesessen und eigene Songs auf einer Akustikgitarre geschrieben. Die ähneln eher dem Schema, wie es bekannte Singer/Songwriter anwenden und gewidmet hat er seinen musikalischen Alleingang seiner Frau und seinem Kind.
Ganz allein war er nicht beim Einspielen der sieben Stücke. Befreundete Musikerinnen seiner ehemaligen Band Amber Asylum unterstützen ihn mit Cello, Violine und Backgroundgesang. Er selbst steuerte neben Gitarre und Gesang, auch Piano, Percussions (nur einmal) und (wie er sie selbst bezeichnet) elektronische Texturen bei. Nicht zu vergessen seine schwarzseherischen, düsteren Texte, die fast bizarren Gedichten ähneln.
Dass er den Schritt aus dem Kollektiv wagte und dann mit solch einer ergreifenden Klangwelt überrascht, ist mutig. Es zeigt, welch schier unerschöpfliches Potenzial in ihm und in (jedem Einzelnen von) Neurosis steckt. „As The Crow Flies“ könnte von der musikalischen Ausrichtung nicht gegensätzlicher zu Neurosis angelegt sein, weckt aber zum Teil die gleichen Gefühlsregungen hervor: Trauer, Betroffenheit, Melancholie. Ich schätze aber mal, dass auch dieses Projekt zum Zwecke der Seelenreinwaschung gedacht ist. Diese kulminiert in dem letzten Song der CD: „Shadows In Stone“, das einzige Stück übrigens, in dem Percussions zu hören sind.
Steve Van Till: As The Crow Flies (Neurot Recordings / Cargo)