Emir Kusturica? Klar doch, der vielleicht wichtigste zeitgenössische Filmemacher (Ex-) Jugoslawiens, der reihenweise internationale Preise einsammelte. Der ehemalige Rockbassist hatte sich 1986 dem damals fast schon legendären NO SMOKING ORCHESTRA (NSO) seiner Heimatstadt Sarajevo angeschlossen. Der Bürgerkrieg brachte dann aber das vorläufige Aus für die „Nichtraucher“.
Doch jetzt haben sie sich reformiert und legen ein furioses Comebackalbum vor. Das vielköpfige Ensemble brennt auf „Unza Unza Time“ ein wahres akustisches Feuerwerk ab. Dank des breitgefächerten Klangkörpers (typisches Rockbandinstrumentarium plus diverse Streich- und Blasinstrumente u.a.m.), kann das NSO die insgesamt 16 Stücke sehr variabel und fantasievoll arrangieren. Stilistisch bedienen sich Kusturica & Co. an allen möglichen Genres: angefangen von heimischen Polkas und Gypsy-Folk über Rag und Jazz bis hin zu Heavy- und Punk-Rock. Allerdings vermengen sie nicht einfach alles, sondern verknüpfen die einzelnen Elemente geschickt zu spannenden, dabei oft überraschend melodischen Klangcollagen. Die Lieder werden von Bandgründer Nelle Karajilic nicht nur in serbo-kroatisch, sondern auch in englisch und gar deutsch (!) gesungen. Letztere sind recht skurril, teilweise ironisch-bissig wie z. B. „Pitbull Terrier“. Vor allem Ian Dury und Frank Zappa hätten an diesen Balkan-POGUES ihre Freude gehabt!
Emir Kusturica & The No Smoking Orchestra: Unza Unza Time
(Cabiria/Barclay)