Storage ist das Label mit der Erdbeere. Auch wenn eine Schraube als Logo passender wäre. Oder vielleicht eine Diskette, wahlweise ein Kabel oder eine Steckdose. Denn Storage bringt vorzugsweise Elektronik unters Land. Allerdings kein Techno, Dancefloor oder Trance, sondern schwer verkäufliche Avantgarde. Trotzdem: poppig, bunt und munter klingt der überwiegende Teil des Sortiments – Storage macht die Welt ein Stückchen fröhlicher. Und die Rezensentin gleich mit. Grund genug, dem Label an dieser Stelle einmal noch vor dem zu rezensierenden Interpreten Tribut zu zollen…
Genug der Hommage: jetzt sind Helgoland an der Reihe. Das Hamburger Quartett ist quasi der Philip Glass im Storage-Katalog. Herkömmliche Song-Strukturen finden sich bei ihnen selten, dafür können sie sich sekundenlang an der bloßen Variation ihrer Mini-Cluster erfreuen. 30 Takes in unter 45 Minuten – „Media Music EP“ (!) ist eine eigene, kleine Arche quicklebendiger Elektronik-Einfälle und euphorischer Hooks.
Wie überdrehte Spieluhren spulen sich die Tracks ab und schleusen im Zeitraffer-Tempo die unterschiedlichsten Befindlichkeiten durch die Boxen. Schräge Wave-Monotonie, Jazz und Rave, Dschungel-Soundtracks und Sixties-Anklänge, LowFi-Rock und Edgar Wallace-Flair. Hauptsache „minimal“ und 4/4-Takt. Man mag´s witzig und dezent ironisch finden, möglicherweise auch einfach nur manisch und durchgeknallt. Und: man sollte keinesfalls die zwei größten Momente des Opus´ verpassen: „Much too march“, ein zerrissenes Stück Prog-Rock mit psychedelischen Anflügen, punkigen Droh-Gebärden und einem Herzen aus Wachs. Und – mit Gesang! „Soft End“ wiederum ist das ganze Gegenteil: pure Gefühligkeit. Fließend, fast elegisch. Und im Original vom Kollegen Nova Huta.
Helgoland: Media Music EP (Storage 007)