1992, als die meisten Menschen „Mittelalterrock“ noch für ein antikes Kleidungsstück hielten, fiel eine junge Band mit unaussprechlichem Namen ins Rampenlicht. The Inchtabokatables spielten Rock ohne Gitarren, getrieben von einem Cello und zwei Violinen. Als mittelalterliche Klänge dann in Mode kamen, hatten sich die Berliner schon experimentellen Industrialklängen zugewandt. Die Alben „Too Loud“ und „Quiet“ waren dann auch wilde Grenzgänge, die dem Hörer eine Menge abfordern. Ihren Majordeal haben sie zwar verloren, ihre Kreativität und der Mut zum Risiko sind anscheinend zurückgekehrt. Die Ziellosigkeit des vergangenen zwei Alben ist verschwunden. „Mitten im Krieg“ ist wild und klingt unheimlich befreit.
Der Opener „Unsatisfied“ legt zwar die Vermutung nahe, dass die CD Kratzer hat, aber im weiteren Verlauf gibt es einige Highlights, bei denen Wagemut und Pathos eine interessante Verbindung eingehen („Healing Hands“, „Rain“). Positiv fällt auf, dass die Band diesmal auf abstruse „Schweinereien“ in den Lyrics verzichtet. „Mitten im Krieg“ ist ein gutes, aber kein überragendes Album, zeigt aber überdeutlich, dass mit The Inchtabokatables immer noch gerechnet werden muss.
The Inchtabokatables: Mitten im Krieg
(Strange Ways / Indigo)