Depeche Mode: Exciter

Knapp war es. Hätte Dave Gahan vor Jahren Erfolg gehabt mit seinen selbstzerstörerischen Zügen, wären eine der interessantesten Bands aus den Achtzigern ausradiert worden. Wer Depeche Mode-Fan ist, der wird wahrscheinlich schon seit vielen Jahren ihre Songs mit Anmut hören und ist jedes Mal gespannt, wenn es heißt, ein neues Album sei in der Mache.

„Exciter“ zeigt Depeche Mode im Jahre 2001. Die Single „Dream On“, ein beneidenswert großartiger Charthit, eröffnet den Reigen, der einmal mehr von Martin Gore inszeniert wurde. „Shine“ klingt schon um einiges chartunkompatibler. Es ist besinnlich und düster: „Unsere Musik hat immer noch diesen Depeche Mode-typischen, leicht düsteren Charakter, doch ich finde sie wesentlich optimistischer und fröhlicher als auf unseren letzten Alben“ (Gore).

So unterschiedlich die ersten beiden Songs sein mögen, sie tragen eindeutig die Handschrift Gores, der seit Jahren im Alleingang die DM-Erfolgsschmiede betreibt. Lediglich der Produzent mischt noch kräftig mit. In diesem Fall heißt der Mark Bell und kollaborierte zuvor mit Björk auf deren Alben „Homogenic“ (1997) und „Selma Songs“ (2000). „Mark ist sehr musikalisch und sehr intuitiv im Umgang mit Vocals und damit, was man mit ihnen machen kann. Er hat mich dazu ermutigt, mich noch weiter reinzuhängen“ (Gahan). Was unter anderem in der bewegenden wie getragenen Ballade „When The Body Speaks“ nachzuhören ist. „Ich bin stimmlich viel sicherer geworden. Ich wollte den Songs etwas Wunderschönes hinzufügen. Wenn man einen Song singt, dann ist es fast so, als ob man darin eintaucht. Ich kann es nur so beschreiben. Ich bin eingetaucht – und befand mich plötzlich in einer ganz besonderen Stimmung, so wie an einem erlesen Ort“ (Gahan).

Ohne seinen charismatischen Sänger und ohne Andrew Fletcher könnte Gore seine Ideen wohl nicht so umsetzen. Auch wenn es heißt, dass man untereinander nicht von Freundschaft sprechen kann. Solange sie zumindest im Studio auf einer Wellenlänge liegen, sollte das dem egal sein. „Unserer Kreativität waren wegen vieler verschiedener Probleme innerhalb der Band während der letzten beiden Studioalben natürliche Grenzen gesetzt. Wir agierten irgendwie nur mit halber Kraft. Mittlerweile verstehen wir uns wieder blendend, und das macht sich auch auf dem Album deutlich bemerkbar“ (Fletcher).

Ungewöhnlich an „Exciter“ ist „The Dead Of The Night“, ein schräges, fast noisiges Elektro-Stück, das für DM-Fans gewöhnungsbedürftig sein sollte. Es folgt ein sphärisches, elektronisches Instrumental und dann weitere Ballade in Form von „Freelove“ und „Comatose“. Ein richtiger Stampfer ist „I Feel Loved“, der mich stellenweise an die Titelmelodie von Captain Future erinnert (nein, ich habe nicht gekifft).

Was, um zum Ende zu kommen, auffällt: Kein Song ist wie der andere. Gore, in Zusammenarbeit mit Bell, war bemüht, viele verschiedene Gesichter der Band zu zeigen und hat sich im Rahmen dessen elektronischen Spielereien geöffnet.

Abgeschlossen wird das neueste Depeche Mode-Werk mit der warmen Fast-A Capella-Ballade „Goodnight Lovers“. Besser hätten sie „Exciter“ nicht zu Ende bringen können.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Alle O-Töne wurden dem Infoblatt der Plattenfirma entnommen.

Depeche Mode: Exciter
(Mute / Virgin)
www.depechemode.com

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