Oval: Oval Kommers

Eine Geschichte, bei der sich der Handlungsstrang nicht von selbst erklärt, ist selten für diejenigen ein Vergnügen sich damit beschäftigen, die kein Interesse an Hintergründigkeit hegen. Die fünf Ws der klassischen Journalistenschule sollten für Fastfoodinformationsverarbeiter sofort lesbar sein. Deshalb können solche Zeitgenossen sowohl diese Rezension überspringen, als auch das Sujet missachten, denn die Geräuschwelt des Ovalmasterminds Marcus Pommer ist ohne Hintergrundsinformation schwer verdaulich.

Als ständige Weiterentwicklung von Technologie ist der bisherige Ovalsound eine Suche nach neuen Mitteln, Geräusche durch digitale Manipulation so zu verfremden, dass mit dem fertigen Produkt eine Arie entstanden ist, bei dem das WIE mindestens so aufschlussreich ist als das WAS – eher kann man bei der Frage nach dem Ursprungsgeräusch keine Antwort ohne die technischen Details geben.

Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte muss mehr hören, sowohl qualitativ als quantitativ, mit anderen Worten: Die Hörgewohnheiten verändern. Ist man bis zum Randgenre „Clicks and Cuts“ (so die neu geschaffene einschlägige Stilschublade einschlägiger Experten) vorgedrungen, wird man früher oder später über Marcus Popp stolpern, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bei ihm erscheint die Musik wie ein abstraktes Gemälde. Die Farben die er verwendet bestehen zwar immer noch aus den Grundelementen Magenta, Cyan und Yellow, werden aber mit ungewöhnlichen Stoffen hergestellt. Das Labelmotto steht in Analogie zum Deutschen Werkbund mit der Formel: „Form follows function“- deshalb auch die oben erwähnte Gewichtigkeit der Frage nach dem WIE. Sowohl die Software als auch hardwaremässig steht die Konfiguration eines interaktiven Process – Terminals im Mittelpunkt des Produktionsverfahrens. Völlig digital verfremdete Soundschleifen flirren, krachen, bersten, fliessen ineinander, aneinander vorbei, tun alles- nur nicht rocken!

Hier scheiden sich die Geister (und warum auch nicht?): Für Traditionalisten – auch andere technologisch generierter Musik – dürfte Oval wohl ausgemachter Tonmüll sein, für Connaisseure und Liebhaber von Labels wie Mille Plateaux der Gipfel des guten Tons. Es kracht und rumpelt halt erst richtig wenn die Parameter des Plug-Ins so eingestellt sind, wie es ein Herr Popp tut. Ob es gut ist, dass vermehrt Techniker Musik machen, soll an dieser Stelle nicht beantwortet werden, denn schließlich handelt es sich dabei um eine normative Fragestellung, die bei einer Induktiven, analytischen Vorgehensweise redundant erscheint. „Intellectro is no music for beginners“.

(Prof. Dr. Fred)

Oval: Oval Kommers
(Form and Function/Zomba)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert