„Schuld und Sühne“, „Gut und Böse“, „Schwarz und Weiß“ – seit jeher ein in Büchern vorherrschendes Thema. Wobei „Schwarz und Weiß“ bei „Roter Staub“ nicht nur metaphorisch gemeint ist. Im Südafrika der späten 90er treffen sich vor der Wahrheitskommission zwei Männer wieder, deren Rollen jetzt vertauscht sind. Der inhaftierte ex-Polizist Dirk Hendricks und der schwarze ehemalige ANC-Kämpfer Alex Mpondo.
Im Laufe der Anhörung erlebt Alex, der inzwischen im südafrikanischen Parlament sitzt, die Zeit der Gefangenschaft und Folter erneut. Dem Buch vorangestellt ist ein Zitat aus Shakespeares „Heinrich IV“: „Was wahr ist, ist doch wahr“. Die Autorin führt dem Leser klar vor Augen, dass „Wahrheit“ nie einfach zu definieren ist. Vielmehr zeichnet sie ein fein schattiertes Bild von Täter und Opfer und versucht gar nicht, die -scheinbar eindeutige- Schuldfrage zu klären. Statt dessen beleuchtet sie die fast schon intime Verbindung von Alex Mpondo und seinem einstigen Peiniger. Gillian Slovo dringt tief ein, wenn sie die Vertrautheit von Peiniger und Opfer skizziert. Dieses Band, das die beiden Männer verbindet, geht weit über das „klassische“ Themenfundament heraus und macht den Roman absolut lesenswert.
Dass „Roter Staub“ dabei so flüssig zu lesen ist wie ein Grisham, spricht für Gillian Slovos klare Sprache. Das Roman schreit geradezu nach einer Verfilmung hoffen wir, dass sich dann jemand findet, der sich dem Thema genauso behutsam und differenziert nähert wie Gillian Slovo.
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Autoreninfo:
Gillian Slovo, geboren 1952 in Südafrika und heute mit ihrer Familie in London lebend, ist eine von drei Töchtern der weißen Bürgerrechtler Joe Slovo und Ruth First. Das politische Engagement ihrer Eltern bedeutete für Gillian Slovo eine Kindheit, die überschattet war von Polizeirazzien, Verhaftungen und Prozessen. In der Autobiografie „Every Secret Thing“ beschreibt sie eindrucksvoll ihre Kindheit.
Gillian Slovo: Roter Staub
(Verlag Antje Kunstmann )