Gillian Welch ist ein bei uns noch gänzlich unbekannter Name. Nur sehr aufmerksame Hörer erinnern sich an einen ihrer Songs, den Emmylou Harris auf „Wrecking Ball“ ihrem letzten Album interpretierte. „Revival“ heißt paradoxerweise das Debüt der Amerikanerin, das sie jetzt einem größeren Publikum näher bringen sollte.
Den CD-Titel „Revival“ darf man nicht zu ernst nehmen. Zwar bedient sich Welch der klassischen Strukturen von Folk bis Country, das Ergebnis aber hat nichts mit einem Neuaufguß gemein. Vielmehr strahlen die Songs eine zeitlose Schönheit aus. Die Texte sind – in bester Countrytradition – dunkle Momentaufnahmen, melancholische über Einsamkeit und tiefschwarze über Tod und Verlust. Etwa im Song „Annabelle“, in dem eine Mutter am Grab ihrer Tochter klagt.
Einen Anteil am Gelingen der CD hat wohl auch Produzent T-Bone Burnett, der sich schon mit vielen anderen puristischen Aufnahmen einen Namen als Meister des Understatements gemacht hat. Die Instrumentierung bleibt meist äußerst sparsam auf Bass, Gitarre und Schlagzeug beschränkt. Einige ihrer selbstkomponierten Songs trägt Welch aber auch nur zur akustischen Gitarre vor. Und es ist ihre Stimme, die im Zentrum dieses Albums steht, eine Stimme, die sich in punkto Eindringlichkeit nicht vor Größen des Genres wie Nanci Griffith oder Emmylou Harris verstecken muß.
Gillian Welch: Revival Almo Sounds VÖ: 9.4.1996