Zum Tod von George Harrison

Thanks For the Pepperoni

Vor ungefähr dreieinhalb Jahren ist Carl Wilson (–>Nachruf) gestorben, der eine ähnliche Rolle bei den Beach Boys gespielt hat, wie George Harrison bei den Beatles: Lead-Gitarrist und dritter Mann. Und auch nach dem Tod von Harrison ging mein erster Gedanke an ein bestimmtes musikalisches Werk. Nicht aber an ein spezielles Lied, wie „God Only Knows“ der Beach Boys mit dem himmlischen Gesang von Carl Wilson, sondern ein ganzes Album: „All Things Must Pass“. Mit dieser Triple-LP bzw. Doppel-CD hat uns Harrson 1970 nicht nur ein Meisterwerk geschenkt, das das Niveau seiner ehemaligen Band locker hält, er hat uns auch schon in bester Weise auf seinen Tod vorbereitet.

Die Lieder auf „All Things Must Pass“ hat Harrison in seinen Mittzwanzigern geschrieben, aber Texte wie „Art of Dying“ und „Hear Me Lord“ beweisen, dass er schon damals sicher in seinem Glauben war und seiner Sterblichkeit bewusst. Deshalb hat mich das Album, als ich es an den traurigen Tagen nach seinem Tod mehrmals hintereinander gehört habe, beruhigt und bestärkt zugleich. Kann es ein höheres Kompliment für ein musikalisches Werk geben?

Wie bei allen Musik-Fans haben die Beatles meinen Leben verändert. Da ich aber ein bisschen zu spät geboren war, um mit ihnen aufzuwachsen, haben sie das eher indirekt gemacht, durch die zahlreichen Musiker, die sie beeinflusst haben und die ich auch liebe. Es ist zwar sehr traurig, dass jetzt nur zwei Beatles am Leben sind, aber das Schaffen Harrisons – alle Lieder, die er während seiner ganzen Karriere geschrieben und gesungen hat, sowie sein Gitarrenspiel – soll man jetzt feiern. George mag ein eher widerwilliger Entertainer gewesen sein, er war aber einer sehr guter und würde es wünschen, dass wir seine Musik einfach geniessen. Und wie er gesagt hat, dass wir einander lieben. Ich hoffe sehr, wir machen beides.

(ml)

s.a.: Katja Preissner zum Tod von George Harrison