„Schickt tote Vögel oder Schokolade“ steht über der Adresse der Handsome Family im Booklet. Und genauso stellt man sich die beiden auch vor: verschroben, morbide, aber eigentlich doch ganz reizend.
Die Handsome Family, das sind Mr. und Mrs. Brett und Rennie Sparks. Und sie haben den Ruf von Freaks. Das liegt zum einen am Gerücht, sie hätten sich in der Psychiatrie kennengelernt. Und zum andern an der Stoik ihrer Musik.
Die monoton geschlagenen Akkorde, das langsame Schunkeln der behaglichen Midtempo-Balladen, der lethargische Gesang und das Pathos von Brett Sparks´ durchdringendem Bariton – all das klingt seltsam aus der Zeit gefallen. Minimalistische, warme Kompositionen mit einfachen Melodien, die selten dramatisch werden. Songs, aus denen immer ein heiliger Ernst weht. Eine Mischung aus Folk, Shanty und Weihnachtslied. Das Spektakuläre überlässt die Handsome Family lieber ihren Texten.
Auch auf „Twilight“ wird gestorben, pervertiert und registriert. Ja, die Wahrnehmung spielt die heimliche Hauptrolle auf „Twilight“. Und die Grenze zum Übersinnlichen ist Auslegungssache. Ob Chicago, die Ostküsten-Heimat der Sparks, Schuld ist? Denn in den Liedern der Handsome Family ist es meistens Winter. Und wer da die Armada an Kleintieren, die die Songs bevölkert, entdecken will, muss schon sehr genau hinsehen. Die Dämmerung macht´s auch nicht besser.
Entstanden ist „Twilight“ quasi im Wohnzimmer des Duos. Komponiert, eingespielt und produziert hat Brett Sparks. Texte, Autoharp-Spiel und die fragilen Harmonigesänge stammen von Ehefrau Rennie. Verglichen mit früheren Alben, hat sich ein leichter Synthie-Mehltau über den Sound gelegt. Weichgezeichneter, merklich produzierter und sehr twangy klingt´s. Wer´s lieber holzig-knirschend mag, wie früher, weint eine kleine Träne. Aber die alte Magie ist noch immer da.
The Handsome Family: Twilight
(Trocadero Records/Indigo 20252)