Verwirrung. Liegt es an meinen Ohren? Sind nicht Simple Minds höchstpersönlich an der misslichen Lage schuld, dass Teile ihres Comeback-Albums „Cry“ wie Auszüge aus U2-Alben klingen? Zum einen wäre da die Stimme von Jim Kerr. Zum anderen der Hang der schottischen Band, sich elektronischen Klangspielereien offen gegenüber zu sein. Beats und Effekte von Keyboards haben sich eingeschlichen. Nicht unbedingt eine schlechte Idee sollte man meinen. Doch andere würden argumentieren, dass Bands immer dann die Elektronik verstärkt zu Rate ziehen, wenn ihr nichts Gescheites mehr einfällt.
Nun wollen wir aber nicht auf Simple Minds einhacken. Es bleibt der relativ positive Gesamteindruck. Hat man sich an die stimmliche Übereinstimmung mit Bono gewöhnt und das Bild des irischen Globalisierungsgegners, der mit dem Privat-Jet die Welt bereist und Politikern warme Hände schüttelt, aus seinen Hirnwindungen gestrichen, muss man Simple Minds attestieren, ein gutes Album abgeliefert zu haben. Die Popwelt wird die Band nicht mit Applaus verwöhnen ob des neuen Werkes. Simple Minds werden keine musikalische Revolution anzetteln. Aber sie werden ebenso wenig untergehen. Zeitgemäß ist „Cry“ und hat mit dem treibenden „Spaceface“, dem hippen, weil groovigen „One Step Closer“, den Trauer- und von Einsamkeit getriebenen Balladen „Face In The Sun“ und „Cry Again“ und dem nicht minder einlullenden und in Bedrückung versetzenden Song „Slave Nation“ einige sehr schöne Kompositionen in petto. Ob die von nachhallender Dauer sind, wird die Zeit zeigen. Ein bleibt festzuhalten: Simple Minds sind am stärksten, wenn sie ruhig und besonnen agieren und nicht zu viel bis gar keine Elektronik einsetzen.
Simple Minds: Cry
(Eagle Records/Edel)