Frl. Katjas Nähkästchen, Folge 26

Fragen über Fragen… zum Beispiel: welche Drogen hat James Last genommen, als er seine Polkas einspielte? Meine Güte, war das „das Tier“, das bei ihm in den 70ern getrommelt hat??? Wenn ja, ist es in den Produktionspausen rüber zu Hugo Strasser und hat bei den Samba-Stücken die Triangel geschlagen. Herrjeh, traut man dem alten Tanzrecken gar nicht zu, aber da geht´s wirklich ab. „Indian Reservation“ als Disco-Swing auf einer Schallplatte namens „Die Tanzstunde“. Das dampft nur so vor dreckigem, loderndem Sex. Ehrlich! Andererseits: wollt Ihr mal eine von der Dampfwalze überrollte, absolut synkopenfreie Version von „El condor pasa“ hören? Ist auch drauf.

Ja, ich war einkaufen. Gebrauchte Orchesterplatten aus einer Zeit, als das noch nicht Easy Listening hieß. Und seitdem weiß ich, als was ich gern wiedergeboren würde: als Trompeter bei James Last in seiner Speed-Phase. Oder als der Mann im weißen Anzug, der vorm Orchester steht. Und das ganze Geld kriegt. Lechz.

Ob es Gott war, der James Last erschaffen hat? Derselbe Gott, der auch die Menstruationsbeschwerden geschickt hat? Ich will mal was sagen zum Thema „Gott“ und „Natur“ und all so was: diese Natur, die mit den Menstruationsbeschwerden etc., ist wahrscheinlich an vielen Trennungen und vielleicht sogar Kriegen schuld. Denkt doch mal nach. Und dafür soll ich dankbar sein?

Nö, das überlass ich den Menschen, von denen ich früher schon schrub, dass sie ihr Gehirn am Eingang abgeben: Theologen. Neben den ganzen intellektuellen Flächenbränden, die sie im Religionsunterricht und in ihren Predigten legen, haben sie auch immer noch Oasen der Verdummung im Rundfunk. Nicht nur im „Wort zum Sonntag“, sondern auch in Radio-Beiträgen.

Kleine Dreiminüter, die meistens so anfangen: „Neulich in der U-Bahn…“. Der U-Bahn-fahrende Beobachter ist ein Topos dieses Erbauungs-Geschwurbels!!! Und weil es in kleinen Städten, wie zum Beispiel Saarbrücken, keine U-Bahn gibt, waren diese Landeier immer gerade in Berlin, wo sie mit staunenden Augen U-Bahn gefahren sind.

Und da treffen sie dann zum Beispiel frischgebackene Arbeitslose, welch ein Zufall. Und was machen diese Arbeitslosen? Sie lächeln verzweifelt und zitieren Hiob, der sich ja auch in sein Schicksal gefügt hat. Und was macht der Theologe? Sagt: „Du Idiot, engagier Dich doch mal, geh auf die Straße, guck, ob die Arbeitgeber auch so wenig Geld haben wie Du“? Aber nein. Der Theologe sagt: „Genau. Halt still. Ist alles gottgegeben. Kamma nix machen.“ Super.

Neulich hörte ich einen dieser Radio-Prediger, wie er erklärte, warum Kirchen so prunkvoll ausgestattet sein müssen: „damit der Priester an die Anwesenheit Gottes erinnert wird.“ Ach. Interessant. Ich dachte, das Wissen um die Anwesenheit Gottes wäre sozusagen die Voraussetzung des Priestertums. Offenbar nicht. Außerdem meine ich mich zu erinnern, dass nach der katholischen Lehre Gott überall ist. Also auch in meinem Ikea-Wohnzimmer. Sind es vielleicht doch die Priester, die den Luxus brauchen?? Also, wenn ich Gott wäre, würde ich da mal schnell einen Blitz reinfahren lassen.

In der Logik dieser Rundfunk-Theologen zählt also weder die Logik noch die Lehre. Hier gelten andere Regeln. Die des Unmündighaltens zum Beispiel. Schön, wenn der Sprecher das große Bohei um Pisa, Iglu und Ähnliches rügt. Soviel Aufregung um die Mängel unseres Schulsystems… – ob wir denn gar nicht wüssten, dass man in Lateinamerika Schulgeld zahlen müsste und dass sich viele Eltern das gar nicht leisten können? Neulich, in der U-Bahn in Caracas… Mag ja sein. Ist auch schlimm, das. Darf ich an dieser Stelle noch ein paar Äpfel zum Birnen-Vergleich reichen? Schon mal gehört, dass gerade Pisa wieder deutlich gemacht hat, dass das deutsche Bildungsystem soziale Ungleichheiten reproduziert? Geh doch nach drüben, lieber Theologe, wenn´s dir da besser gefällt und die Leute zuviele Sorgen haben, um sich über dein Gelalle zu ärgern.

So, mal wieder ausgekotzt. Aber der Chefredakteur meint, ich solle hier nicht mit aufklärerischem Gedankengut kommen. Nicht der Kirche.

A propos. Ich war neulich mal auf der Website des Vatikanradios. Da gibt es eine Rubrik namens „Hallo, Herr Pfarrer“. Woanders würde man es FAQ nennen. Denn anklicken konnte man – unter anderem – folgende Fragen: Ist Gott auch da, wo Böses passiert? Hilft Beten gegen den Krieg? Werden Frauen in der katholischen Kirche benachteiligt? Ich hab nicht nachgeschaut, aber ich vermute mal, die Antworten waren: Hmjairgendwieschon. Ja. Nein. Danke.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert